Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

Über Saat und Ernte. 
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ist er zufrieden und streut aus, was er kaufte, gut oder schlecht. Ein 
sorgsamer Bauer, der vorwärts will, tut das aber nimmer. Er tauscht 
oder kauft seine Saat vom Nachbar, den er kennt, ein oder bezieht sie 
durch einen ländlichen Konsumverein. Und wenn er ja gezwungen ist, 
zum Händler zu gehen, so läßt er sich garantieren, daß das Saatgut echt 
ist, also nicht etwa eine ganz andere Sorte ist, als er haben will, ferner, 
daß es gehörig rein ist und auch möglichst stark und kräftig keimt. Traut 
er dem Händler nicht recht, so nimmt er mit dem gekauften Samen eine 
Keimprobe vor. Eine solche ist nicht schwer. Man nimmt 100 Samen⸗ 
körner und legt sie in einen feuchten wollenen Lappen zwischen zwei Teller 
oder auf einen Teller mit feuchtem, reinen Sand und deckt einen anderen 
Teller darüber, damit die Feuchtigkeit nicht gleich verdunstet. Fängt der 
Samen nach einigen Tagen an zu keimen, so nimmt man täglich die ge— 
keimten Körner heraus und notiert ihre Zahl. So stellt sich heraus, 
wieviel Samen unter den 100 keimfähig sind. Sind das z. B. 70 von 
den 100, so sind von jedem Zentner Saat durchschnittlich dreißig Pfund 
verloren. Und was macht das auf 10, 20 u. s. w. Zentner? 
d. Die Auswahl der besten Körner vom eigenen Acker ist allerdings 
ein etwas mühseliges Geschäft, und es gehört viel Ausdauer und guter 
Wille dazu. — Aber lohnend ist es. Ein Bauersmann, der vorwärts 
kommen will, sollte sich die Mühe nicht verdrießen lassen. Schon auf dem 
Felde muß er damit den Anfang machen. Seinen besten Acker wähle er 
dazu aus, und wenn es vorzüglich werden soll, unter all den Ahren 
darauf die bestentwickelten. Die nimmt er bei Beginn der Ernte ab, 
sammelt sie und reibt mit den Händen aus den Ahren die Körner aus. 
Von diesen Körnern die besten — liefern das allerbeste Saatgut. Wer 
aber dazu keine Muße oder keine Lust hat, wähle die besten Garben des 
Ackers aus und ernte sie mit Sorgfalt ein. Gebunden werden sie mit 
dem Flegel ausgedroschen, abgeflegell, wie man sagt, aber nur an den 
äußeren Spitzen, wo die Ähren hervorragen. Da viele Unkräuter kürzer 
sind als das Getreide, so werden bei diesem Verfahren ihre Samen nicht 
mit ausgedroschen, und man erhält daher schon beim Ausdrusch eine 
ziemlich reine Frucht. Diese Frucht muß unter allen Umständen doppelt 
geputzt werden, zunächst, um die Spreu zu entfernen, das zweite Mal, 
um alle Unkrautsamen und leichten Körner von ihr zu trennen. Bei dem 
zweiten Putzen entfernt man das Schüttelwerk, stellt die Putzmühle sehr 
eng, damit das Geireide möglichst dünn einläuft und dreht die Putzmühle 
rasch. Je mehr Körner hierbei unter und hinter die Mühle getrieben 
werden, um so besser ist es: denn desto reiner kommen die schönsten und 
schwersten und darum zur Saat am besten geeigneten Körner vor der 
Putzmühle zum Vorschein. 
o. In neuerer Zeit hat man besondere Saatfruchtreiniger gebaut, die 
sehr reine, besonders von Bruchkörnern und Unkrautsamen befreite Frucht 
liefern. Der eine Apparat ist die Windfege, in der eine Sortierung 
nur durch die Gewalt des Windes vorgenommen wird, ein sehr nützlicher 
und auch billiger Apparat, den man schon für 50 Mark kaufen kann. 
Erheblich teurer ist der Trieur, diese eigentümliche Maschine bringt es
	        
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