Object: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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210. Denksprüche. 
1. Reiner Mund und treue Hand gehen durch das ganze Land. 
2. Mit dem frommen Mann geht Gott und die Armut zu Tische. 
3. Faulheit geht langsam voran, Armut geschwind hintendrein. 
4. Eine fette Küche macht einen magern Beutel. 
5. Erspart ist sogut als erworben. 
6. Selbstgesponnen, selbstgemacht, rein dabei ist Bauerntracht. 
7. FNeißiger Hausvater macht hurtig Gesinde. 
8 Mancher sucht einen Pfennig und verbrennt dabei drei Lichter. 
. Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt. 
10. Wer zwei Hasen zugleich hetzt, fängt gar keinen. 
11. Erst wäg's, dann wag's. 
19. Je mehr Kinder, je mehr Vaterunser. 
13. Gottesdienst geht über Herrendienst. 
14. Die Sünde muß ganz getötet sein, oder sie tötet dich. 
211. Pfarrer Ilatlich als Urmenfreund. 
Flattich war zuerst Pfarrer bei einer Gemeinde, die fast aus lauter 
armen Leuten bestand, weil dort der Boden gar schlecht und also der Ertrag 
des Acker⸗ und Gartenbaues gar gering war. Die Leute hatten sich daher 
zum Teil gewöhnt, von Zeit zu Zeit in der Gegend herumzustreichen und zu 
betteln weil das nach ihrem Bedünken leichter war und dabei mehr herauskam als 
beim Arbeiten. Flattich hatte kaum diesen faulen Fleck an seiner Gemeinde, 
die ihn übrigens gar gern hatte, bemerkt, als er in seinen Predigten und in allen 
Ermahnungen, welche er bei seinen Besuchen in den Häusern und bei andern 
Gelegenheiten den einzelnen gab, ernstlich darauf drang, der wahre Christ 
solle und dürfe nun einmal nicht betteln, sondern müsse im Vertrauen auf 
Gottes Segen das Brot essen, das ihm Gott, sei es nun wenig oder viel, für 
die Arbeit seiner Hände im Schweiß seines Angesichts beschere. 
2. Die Leute schämten sich endlich wenigstens vor ihrem Pfarrer und vor 
einander, wenn auch noch nicht vor dem lieben Gott, und liefen nicht mehr 
aufs Betteln; dagegen schickten sie nun ihre Kinder in die Dörfer und Häuser, 
wo ihnen früher eine Gabe gereicht worden war um sich doch noch die alte 
Kundschaft beiläufig offen zu halten. Da das aber der Pfarrer bemerkte, 
eiferte er noch viel stärker dawider, als er's vorhin wider das Betteln der 
Alten gethan, und zeigte diesen, daß sie jetzt in eine doppelt so schwere Sünde 
verfallen wären; denn erstens bettelten sie noch fort nach wie vor, und zweikens 
verführten sie ihre unschuldigen Kinder zum Faulenzen, Schlecken und Land— 
streichen und richteten diese dadurch vielleicht auf Zeit und Ewigkeit zu Grunde. 
3. Da kamen einmal nach der Predigt etliche solche arme Valer zu ihm 
und sagten: Ja, lieber Herr Pfarrer, sehe Er nur einmal bei uns in unserem
	        
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