Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

324 
IJ. Vom Ackerbau. 
weise hat, da die Schafhaltung nicht mehr gewinnbringend ist, mehr und 
mehr aufgehört, und so bieten diese Heiden jetzt vielfach das Bild völliger 
Verlassenheit und stiller Ruhe, nur zur Heideblütezeit den fleißigen 
Bienen Nahrung spendend. 
Außer der Waldverwüstung und dem Plaggenhieb hat auch noch 
besonders der Umstand den jetzigen Zustand der Heiden mit herbeigeführt, 
daß sich seit ihrer Entwaldung kein Mensch mehr um die Entwässerungs— 
verhältnisse gekümmert hat. Die Vorflut ist vielfach zerstört, in den 
Flächen selbst kein Abfluß möglich, und so mußten sich an den seichten 
Stellen Teiche und Tümpel bilden, welche den sogenannten saueren oder 
moorbildenden Pflanzen die Möglichkeit zur Ansiedlung boten. So ist 
es gekommen, daß die Heiden auch noch vielfach versumpft sind. 
gur die Urbarmachung der Heiden ist daher die erste Be⸗ 
dingung, daß für eine allgemein geregelte Vorflut gesorgt, und die 
wasserundurchlassenden Schichten, welche teils aus Or- oder 
Ortstein, teils aus Lehm oder sogenanntem Senkel (das ist staubförmiger 
Sand) bestehen, an den Stellen, wo sie sich in einer störenden Tiefe bezw. 
Höhe unter der Oberfläche befinden, durchbrochen werden. 
Die schwierigste Arbeit ist das Umbrechen der Heide, zumal, wenn 
die Flächen, wie meistens, nicht eben sind. Es muß dann erst ein Ebnen, 
wie bei Wiesen, vorhergehen, indem man den ersten Spatenstich des Bodens 
von höher gelegenen Stellen beiseite wirft, dann abträgt und nun den 
ersten humusreicheren Boden wieder auf die abgetragene Fläche ausbreitet. 
Das Umbrechen (sei es nun mit dem Spaten, Pflug oder Dampfpflug) 
muß auf eine Tiefe von mindestens 20—25 em, d. h. bis zur vollen 
Tiefe der künftigen Ackerung erfolgen. 
Da die Heidenarbe durchweg stark sauer ist und nur schwer verrottet, 
so soll der Boden nach dem ersten Umbruch durchweg 
volle 2Jahre liegen, ehe er mit einer Frucht bestellt 
wird. 
Hierbei empfiehlt es sich, den umgebrochenen Boden nach einjährigem 
Liegen nochmals, unter Umständen sogar noch zweimal, umzupflügen, 
damit der Luftsauerstoff gehörig einwirken kann, und die Heidenarbe 
völlig zerfällt. 
Beidünnbestandenen Heiden genügt auch, den Boden nach dem 
ersten Umbruch nur ein Jahr bis zur ersten Bestellung liegen zu lassen. 
In anderen besonders günstigen Fällen, wenn eine nicht zu dichte 
Heideschicht und ein lockerer, gut durchlässiger Sandboden vorliegt, kann 
man das Umbrechen auch ganz umgehen, indem man den Boden nach 
Düngung und schwacher Auflockerung direkt mit Klee oder einer sonstigen 
Gründüngungspflanze bestellt. Dieses Verfahren ist aber nicht überall 
anwendbar; man wird in den meisten Fällen am sichersten gehen, wenn 
man das Umbrechen und das 12jährige Liegenlassen behufs Ver— 
witterung der Heidehumusschicht nicht scheut. 
Zur Düngung bringt man, wenn die Heide zwei Jahre liegen 
bleibt, Mergel oder Kalk im zweiten Sommer vor dem zweiten bezw. 
dritten Umpflügen auf, während Kainit und Thomasschlacke erst im 
Herbst oder zeitigen Frühjahr des zweiten Jahres vor der Einsaat der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.