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IJ. Vom Ackerbau.
weise hat, da die Schafhaltung nicht mehr gewinnbringend ist, mehr und
mehr aufgehört, und so bieten diese Heiden jetzt vielfach das Bild völliger
Verlassenheit und stiller Ruhe, nur zur Heideblütezeit den fleißigen
Bienen Nahrung spendend.
Außer der Waldverwüstung und dem Plaggenhieb hat auch noch
besonders der Umstand den jetzigen Zustand der Heiden mit herbeigeführt,
daß sich seit ihrer Entwaldung kein Mensch mehr um die Entwässerungs—
verhältnisse gekümmert hat. Die Vorflut ist vielfach zerstört, in den
Flächen selbst kein Abfluß möglich, und so mußten sich an den seichten
Stellen Teiche und Tümpel bilden, welche den sogenannten saueren oder
moorbildenden Pflanzen die Möglichkeit zur Ansiedlung boten. So ist
es gekommen, daß die Heiden auch noch vielfach versumpft sind.
gur die Urbarmachung der Heiden ist daher die erste Be⸗
dingung, daß für eine allgemein geregelte Vorflut gesorgt, und die
wasserundurchlassenden Schichten, welche teils aus Or- oder
Ortstein, teils aus Lehm oder sogenanntem Senkel (das ist staubförmiger
Sand) bestehen, an den Stellen, wo sie sich in einer störenden Tiefe bezw.
Höhe unter der Oberfläche befinden, durchbrochen werden.
Die schwierigste Arbeit ist das Umbrechen der Heide, zumal, wenn
die Flächen, wie meistens, nicht eben sind. Es muß dann erst ein Ebnen,
wie bei Wiesen, vorhergehen, indem man den ersten Spatenstich des Bodens
von höher gelegenen Stellen beiseite wirft, dann abträgt und nun den
ersten humusreicheren Boden wieder auf die abgetragene Fläche ausbreitet.
Das Umbrechen (sei es nun mit dem Spaten, Pflug oder Dampfpflug)
muß auf eine Tiefe von mindestens 20—25 em, d. h. bis zur vollen
Tiefe der künftigen Ackerung erfolgen.
Da die Heidenarbe durchweg stark sauer ist und nur schwer verrottet,
so soll der Boden nach dem ersten Umbruch durchweg
volle 2Jahre liegen, ehe er mit einer Frucht bestellt
wird.
Hierbei empfiehlt es sich, den umgebrochenen Boden nach einjährigem
Liegen nochmals, unter Umständen sogar noch zweimal, umzupflügen,
damit der Luftsauerstoff gehörig einwirken kann, und die Heidenarbe
völlig zerfällt.
Beidünnbestandenen Heiden genügt auch, den Boden nach dem
ersten Umbruch nur ein Jahr bis zur ersten Bestellung liegen zu lassen.
In anderen besonders günstigen Fällen, wenn eine nicht zu dichte
Heideschicht und ein lockerer, gut durchlässiger Sandboden vorliegt, kann
man das Umbrechen auch ganz umgehen, indem man den Boden nach
Düngung und schwacher Auflockerung direkt mit Klee oder einer sonstigen
Gründüngungspflanze bestellt. Dieses Verfahren ist aber nicht überall
anwendbar; man wird in den meisten Fällen am sichersten gehen, wenn
man das Umbrechen und das 12jährige Liegenlassen behufs Ver—
witterung der Heidehumusschicht nicht scheut.
Zur Düngung bringt man, wenn die Heide zwei Jahre liegen
bleibt, Mergel oder Kalk im zweiten Sommer vor dem zweiten bezw.
dritten Umpflügen auf, während Kainit und Thomasschlacke erst im
Herbst oder zeitigen Frühjahr des zweiten Jahres vor der Einsaat der