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II. Von der Viehzucht.
Eier und Hühnerfleisch. Frankreich allein führt in einem Jahre für
20900000 Frank Eier aus, und auf dem Maͤrkt zu London werden
jährlich für mehr als 2000000 Frank fette Hühner verkauft. Gelt,
die Hühnerzucht bringt was ein, wo man sich drauf versteht?
Könnten wir unser Vaterland nicht selber mit Eiern und Geflügel
versorgen? Gewiß. Aber vorderhand hapert es noch an mancherlei.
b. Zunächst fehlt es uüns vielfach aäm richtigen
Huhn. Unsere Landhühner taugen häufig nichts. Sie sind zu klein
— im besten Falle wiegen sie wenige Pfund — und die Eier, die sie
legen, sind es auch; kaum 508 ist eins schwer. Dazu fangen die
Qühner meist spät an zu legen und werden gar zu oft brutlustig.
Die Landhühner sind durch die langjährige Vernachlässigung in ihrer
Leistung stark zurückgegangen.
Ja, welches Huhn sollen wir uns denn da anschaffen, werdet
Ihr da fragen: französische, italienische oder gar Spanier?
Guter Freund, das kommt ganz darauf an, worauf Ihr es bei
Eurer Hühnerzucht abgesehen habt, auf den Verkauf von
Eiern oder auf die Zucht von fetten Hühnern. Die
Wahl der Rasse ist natürlich auch davon abhängig, was Ihr den
Tieren in Eurer Wirtschaft bieten könnt.
c. Wem der Eierverkauf die Hauptsache ist, der
schaffe sich Italiener an, echte Italiener mit gelben Füßen,
gelbem Schnabel und rotem Kamm; ihr Gefieder hat gar
mannigfaltige Färbung, es gibt einfarbige, wie gesprenkelte Rassen,
je nach den verschiedenen Kreuzungen. Man nennt das Italiener—
huhn auch Leghorn. Die Italiener sind genügsam im Futter
und legen viele und dazu recht große Eien Statt mit einem
Mal alle eigenen Hühner abzuschaffen, tut man gut, die besten
Eierleger von unserm Landhuhn mit einem italienischen Hahn
zu paaren oder zu kreuzen, wie man sagt. Dadurch gibt es
Hühner, die unser Klima besser vertragen als die Ausländer.
Wer aber fette Hühner züchten will, d. h. den Hauptwert auf
Geflügelmast legt, der halte sich französische Hühner, oder eine Kreu—
zumng zwischen ihnen und unserm deutschen Huhn. Die fran—
zösischen Hühner setzen viel Fleisch an, und ihre Eier können sich
auch sehen lassen. Aber diese Hühner verlangen gute Pflege und
gutes Futter.
d. Im allgemeinen tut der Landmann gut, sich ein gutes, ge—
nügsames Gebrauchshuhn, das tüchtig im Eierlegen ist und sich auch
zur Mast eignet, zu halten. Die richtige Wahl der Rasse wird ihm
heutzutage durch Versuche der landwirtschaftlichen Vereine oder der
Landwirtschaftskammern sehr erleichtert. Letztere pflegen die wirk—
lich tauglichen Rassen bekannt zu maͤchen und sorgen auch für Zucht—
geflügel und Bruteier. Die unendlich vielen, manchmal wunder⸗
schön aussehenden Hühnerrassen, wie man sie auf Ausstellungen
sieht, sind oft weiter nichts als Zierhühner; die mag sich der Hühner—
liebhaber anschaffen, sie gehören aber nicht auf den Bauernhof. Dar—
auf achte der Bauer, daß derselbe Hahn nicht zu lange benutzt wird,