Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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Und damals war er schon wenigstens auf dem Wege zu seiner 
Erfindung. Bei seinen Versuchen, feuerfeste Schmelztiegel zu schaffen, 
hatte er die guten Eigenschaften einer roten Erde kennen gelernt, 
welche bei Meißen gefunden wurde. Vom Königstein nach Dresden 
zurückgekehrt oder vielmehr zurückgebracht, machte er Gefäße aus dieser 
olen Erde nach chinesischem Musler, wie es deren ebenfalls rote und 
braune gab. Diese Gefäße hatten manche der soliden Eigenschaften 
des Porzellans, und daher wurde die Fabrikation fortgesetzt, so daß 
schon im Jahre 1708 eine ziemliche Menge auf die Leipziger Messe 
wanderte und beim Verkauf fast 6000 Mark einbrachte. 
Aber dies rote sogenannte Böttchersche Versuchsporzellan war 
noch nicht das rechte; es fehlte die weiße Farbe, die von dem Zusatze 
vbon Kaolin abhängt. Auch diese Entdeckung gelang im Jahre 1799. 
Ein Zufall führte Böttcher ein Palet weißer Erde in die Hände, die 
in jener Perückenzeit als Puder verwendet wurde. Sie stammte aus 
der Gegend von Aue im Erzgebirge. Böttcher untersuchte sie und 
fand, daß es Porzellanerde, Kaolin, sei. Damit war die Erfindung 
hes weißen Porzellans gemacht, wenn auch noch viele Versuche und 
Bemühungen nötig waren, bis das Porzellan und seine Färbung in 
aähnlicher Vollkommenheit wie das chinesische und japanische hergestellt 
erden konnte. Im Jahre 1710 wurde nun eine Porzellanfabrik in 
Dresden gegründet, die noch in demselben Jahre nach Meißen auf 
die Albrechlsburg verlegt ward. 1713 gelaͤngte zum erstenmal 
eine größere Menge weißen Porzellans zum Verkauf. 
Die ganze Fabrikation wurde wie ein Geheimnis betrieben, die 
Arbeler bereleten die Masse des Porzellans bei verschlossenen Türen, 
Botcher selbst wurde beständig überwacht. Ein unregelmaßiges Leben, 
namentlich seine Trunksucht, hatte seine Gesundheit früh zerrüttet. 
Er starb im besten Mannesalter 1719, nachdem er vorher veranlaßt 
worden war, sein Geheimnis einem früheren Beamten mitzuteilen. 
Die Fabrik in Meißen zählte bei seinem Tode im ganzen 28 Arbeiter, 
war aber nicht in bester Ordnung. 1739 nahm Graf Brühl die 
Leitung derselben in seine Hand. Bald wurden auch die rechten 
Manner für die Fabrikation gefunden, nämlich der Maler Herold 
Ind der Bildhauer Kendler, und so begann 1740 die Blütezeit der 
Fabrik, die ihre Arbeiter und Künstler bald nach Hunderten zählte. 
Die Einnahme war bald auf 600000 Mark gestiegen. Ihr Ruhm 
herbreitete sich über die Welt, und Aufträge kamen von allen Seiten, 
obwohl die Erfindung sansst kein Geheimnis mehr war und in 
verschiedenen anderen Residenzen ebenfalls Porzellanfabriken ins 
Leben traten. J. von Falke.
	        
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