Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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zu erbitten. Der Weg zu diesem führte an der Tür des eisernen 
Kanzlers und an der des noch härteren Schlachtenlenkers Moltke 
vorüũber. 
Mit Bismarek traf Napoleon auf der Strabe zwischen Sedan 
und Donchery zusammen, und beide begaben sieh auf Wunseh 
des Kaisers nach einem ärmlichen Häuschen, das etwa achthundert 
Schritt von der Maasbrücke entfernt war. Hier, in einem kleinen 
einfensterigen Zimmer hatten sie eine Unterredung, die fast drei- 
viertel Stunden dauerte und in der Hauptsache die Kapitulations- 
bedingungen betraf. Bismarek lehnte ein näheres Pingehen 
darauf ab, da diese rein militärische Frage von NMoltke ent- 
schieden werden müsse. Vor dem Hause machte Napoleon einen 
zweiten Versuech, Bismarek umzustimmen, aber dieser verwies 
wiederum auf Noltke. 
Inzwischen hatte man ein besseres Unterkommen für den 
Kaiser gesucht und in dem Schlöbehen Bellevue bei Prönois ge- 
funden. Dorthin begleitete ibhn dann Bismarek mit einer Ehren- 
wache des ersten Kürassierregiments, und dort wurden die letzten 
Verhandlungen geführt. Hören wir, was Bismarek darüber be- 
richtet: „Der Kaiser wollte den König dabei haben — er dachte 
wohbl an Weichheit und Gutmütigkeit —, doch wünschte er auch, 
dab ieh teilnebme. Ich dagegen war entschlossen, dab die Nilitärs, 
die härter sein können, das allein abmachen sollten, und so sagte 
ieh, als wir die Treppe hinaufgingen, z2u einem Offizier leise, er 
mõöge mieh nach fünf Minuten abrufen, was auch geschah. In 
betreff des Königs teilte man ihm mit, dab dieser ihn erst nach 
Abschlub der Kapitulation sehen könne. So wurde die Angelegenheit 
zwischen Moltke und Wimpffen geordnet, ungefähr so, wie wir es 
am Abend zuvor gewollt haften. Dann kamen die beiden Majestäten 
zusammen. Als der Kaiser danach wieder heraustrat, standen ihm 
die dicken Dränen in den Augen.“ 
Kurz nach 1 Uhr waren die Kapitulationsbedingungen end- 
gültig festgestellt, und der Vertrag wurde darauf abgesehlossen. 
Dieser lieferte das ganze französische Heer mit den Waffen und 
Vorrãten der Festung Sedan in die Hände der Sieger. 
Am Abend des 3. September versammelte König Wilhelm 
im Hauptquartiere 2u Vendresse alle seine höheren Offiziere zu 
einer Siegesfeier um sieh. Bei der Tafel brachte er einen Drink- 
spruch aus, in welehem er seines Heeres und seiner drei groben 
Paladine in erhebenden Morten gedachte: „WMir müssen heute 
aus Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee 
trinken. Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser 
Sehwert geschärft; Sie, General von Moltke, haben es 
eleitet, und Sie, Graf Bismarek, haben seit Jahren 
12 die Leitung der Politißk Preuben auf seinen 
jetzigen Höhepunkt gebracht.“ 
Nach H. Jahnke, FPürst Bismarck.
	        
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