Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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der linken Seite des Hauptbaches sind die bedeutendsten unter ihnen. 
Fast verschmolzen mit der Stadt und in diese eingemeindet, bilden 
sie mit ihr ein großes Gebiet der regsten gewerblichen Tätigkeit. 
Das älteste und ehemals bedeutendste unter den Gewerben von 
Chemnitz und seiner Umgebung ist die Baumwoll-Industrie. Schon früh 
spielte sie eine bedeutende Rolle, verschaffte der Stadt Ansehen weit über 
die Grenzen Deutschlands hinaus und rechtfertigte die Bezeichnung 
„Sächsisches Manchester“ mit der man Chemnitz belegte. Wie auch bei 
anderen Zweigen der Textilbranche war es ursprünglich die Haus— 
industrie, aus der sich dies große Gewerbe entwickelle. In all den 
kleinen Bauernhäusern, aus denen sich die in den Tälern und auf 
den Höhenrücken zerstreut liegenden Dörfer des Erzgebirges und des 
Vogtlandes zusammensetzen, schnurrte und klapperte von früh bis 
spät die Spinnmaschine oder der Webstuhl. Aus der Stadt bezog der 
Arbeiter die Rohstoffe oder das Garn, und dorthin lieferte er spaäter die 
fertige Ware ab. Besonders die Baumwollspinnerei war die allgemein 
verbreitete Hausbeschäftigung der Leute in dieser Landschaft. 
Eine völlige Umwälzung in diese Verhältnisse brachte die Ein— 
führung der vielfältigen, durch Dampfkraft getriebenen Maschinen für 
die Textilindustrie. Das in den Häusern betriebene Gewerbe war damit 
in seinen Lebensbedingungen bedroht, und die Hausindustrie wurde 
für die Folge mehr und mehr von der Fabriktätigkeit abgelöst. 
1799 entstand die erste Maschinenspinnerei in Chemnitz und ihr 
folgten bald andere. Schnell erweiterten sich diefe Anlagen und 
waren bald imstande, mit ihren Erzeugnissen eine ehrenvolle Stellung 
im Welthandel sich zu erobern. 
Noch heute bildet die Spinnerei mit das bedeutsamste Gewerbe 
in der Industrie von Chemnitz, und der fremde Besucher wird gerne 
seine Zeit und Aufmerksamkeit für einige Stunden den fesselnden 
Vorgängen widmen, die er in diesen Großspinnereien vor seinen 
Augen sich abspielen sieht. Mit Interesse beobachtet er, wie durch 
die vielfältigsten Eingriffe und Arten der Behandlung aus der un— 
gefügen Rohbaumwolle schließlich die zarten, seidenweichen Fäden 
hergestellt werden. 
Bedeutsam steht neben der Spinnerei in Chemnitz die Baumwoll— 
weberei. Gleich ersterer hat auch sie die Wandlung von der Haus— 
industrie zur Fabriktätigkeit mit durchgemacht. Geradezu staunen— 
erregend ist auch bei diesem Gewerbe die Vervollkommnung bei den 
einzelnen Maschinen. Wer ihre Entwickelung von den einfachen 
Handwebstühlen bis zu den neuesten, vielfältig zusammengesetzlen 
Maschinen verfolgt, deren einzelne Teile, durch die Dampfkraft 
getrieben, wunderbar, wie die zarten Finger einer geschickten Hand, 
ihre verständnisvoll abgemessenen Verrichtüngen ausführen, — dem 
offenbart sich ein staünenswertes Bild menschlichen Scharfblickes 
und zu höchster Vollkommenheit gediehener Technik. Alle früheren 
Verhaͤltnisse erscheinen hier geradezu umgekehrt, die schnurrende, 
klappernde, ohne Unterlaß sich regende Maschine wirkt gewissermaßen
	        
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