—S —ea— ——— —— — ——
Viele erhalten vortreffliche Gelegenheit, ihr Glück zu machen,
aber Mangel an Ausdauer und Beharrlichkeit hindert sie, es zu
benutzen. Portuna zeigt ihnen ein freundliches Gesicht und lädt
gie ein zu folgen; aber sie verlieren bald die Geduld und setzen
gieh am Wege nieder, um auszuruben. Indessen ist die Göttin
des Glücks verschwunden und der Pfad zum Erfolg verschlossen.
Der Mann, der beständig zögert und nieht weiß, was er
zuerst tun soll, wird sehlieblich gar aichts tun. Wer einen Ent-
gehblub fabt, aber sich duren den Einwand eines EFreundes be—
stimmen läbt, ihn zu ändern; wer von Meinung zu Meinung, von
Plan zu Plan flattert, kann nie etwas Grobes und Nützliches
cerrichten. Anstatt forizuschreiten, wird er im günstigsten Falle
gtehen bleiben, höchst wahrscheinlich aber rückwärts schreiten.
Nur derjenige, der zuerst vernünftig überlegt, dann seinen
Hutschlub fäbt und darauf endlich seinen Plan mit unbeug—
Famer Ausdauer verfolgt und ausführt, unabgeschreckt von
allen Schwierigkeiten, die einen sehwächeren Geist vom Handeln
abhalten — nur der kann es in einem Geschäftszweige zu
einer hervorragenden Bedeutung bringen.
Nach Th. Piening.
15. Die Wohllaten der Bparsamkeit.
Von allen materiellen Gütern, welche uns aus der Sparsamkeit
erwachsen, ist die Unabhängigkeit das größte. Jeder Groschen den
wir zuͤrücklegen, ist ein Stück Freiheit, ein Stück Charakter. Die Spar—⸗
groschen machen den zum freien Mann, der überhaupt ein Mann ist.
Die nächste Aufgabe eines zurückgelegten Kapitals ist natürlich
die, dem Befitzer einen Rückhall in Zeiten der Vot zu gewähren.
Krankheit und Arbeitslosigkeit sind für den völlig Besitzlosen vielfach
Schicksalsschläge, von denen er sich nie wieder erholen kann. Vorüber—
gehende Erwerbsunfähigkeit wirft ihn völlig zu Boden. Um nur den
allerdürftigsten Unterhalt zu erschwingen, sieht er sich genötigt, für
einen Spoͤitpreis alles zu verkaufen, was ihn zum Kulturmenschen
macht. Seine Uhr, seine Möbel, seine Bücher, seine anständigen
Kleider wandern ins Leihhaus oder zum Trödler. Wenn er sein Leiden
überstanden hat, steht er nicht nur körperlich geschwächt, sondern auch
abgerissen und von allen Hilfsmitteln entblößt wie ein Vagabund auf
den Straße. Seine Bekannten erkennen ihn nicht wieder, seine Freunde
drücken ihm verlegen die Hand und suchen sich mit einigen Worten
des Bedauerns davon zu machen, da sie befürchten, angeborgt zu
werden; der Prinzipal, dem er seine Dienste anbietet, mustert sein
schäbiges Außere mit mißtrauischem Blicke und weist ihn ab.
Sehr energischen Naturen gelingt es, besonders in der Jugend
wohl, auf der abschüssigen Bahn des Lebens wieder festen Fuß zu fassen
und sich empor zu arbeiten; andere erholen sich nie mehr und gleiten
rettungslos von Stufe zu Stufe hinab, bis sie in der großen Armee
des Luͤmpenproletariats, wenn nicht des Verbrechertums verschwinden.