Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

sie nicht dem Elend oder der Barmherzigkeit anderer anheimfallen 
müssen. Wer aber auch nicht an das Schlimmste denkt, was eintreten 
könnte, der muß doch beizeiten Mittel herbeischaffen, um die Kosten 
für die Erziehung ünd den Unterricht seiner Kinder zu bestreiten 
Wirklich tüchtigen Männern galt die Aufgabe, ihren Kindern eine gute 
Erziehung zu geben, stets als eine der heiligsten ihrer Lebenspflichten 
Die erspärten Summen geben unserem Leben aber nicht bloß 
Sicherheit und Rückhalt für uns und die Unseren, sondern auch 
Behaglichkeit und Anmut. Schon der junge Anfänger kann im Ge— 
fühle seiner gesicherten Stellung regelmäßig einen kleinen Betrag 
seines Einkommens zur Ausschmückung seiner bescheidenen Behausung 
verwenden. Vielleicht sind Bücher die erste Zierde seines Zimmers, 
dann folgen bessere Möbel, Teppiche, Vorhänge, Kunstgegenstände, 
bis aus dem kahlen, unfreundlichen Mietsraume eine geschmackvoll 
und behaglich ausgestaltete Häuslichkeit geworden ist. Zu der Bequem⸗ 
lichkeit eines traulichen Heims gesellen sich dann die Freuden der 
Lektüre und des Kunstgenusses. Der eigene Bücherschrank bietet die 
edlen Werke, die mehr als einmal gelesen werden und wie treue 
Freunde Lust und Leid des Lebens mit uns teilen; Journale und 
öffentliche Bibliotheken erhalten uns in steter Berührung mit den 
literarischen Ereignissen und Schöpfungen der Gegenwart. Die 
Gemälde-Ausstellüngen, Konzerte, Opern- und Theateraufführungen 
bieten Gelegenheit, mit den Erscheinungen der Kunst im Verkehr zu 
bleiben und den Geschmack zu veredeln. Endlich eröffnen Sport und 
Reisen unerschöpfliche Quellen von Genuß, Erfrischung und Anregung. 
Aber alle diese Freuden werden rein und ungestört nur von dem— 
jenigen genossen, der das beruhigende Gefühl hat, daß er sich diese Er— 
holungen von dem Ertrage früher geleisteter Arbeit ohne Selbstvorwürfe 
und Sorge für die Zukunft gönnen darf. 
P. v. Gizycki, Aufwärts aus eigener Kraft. 
16. Nützliche Lehren. 
1. übung macht den Meister. 
Es ist noch kein Meister vom himmel gefallen, ist auch noch kein 
Meister geboren worden, sondern die Meisterschaft kommt allemal nach 
und nach, leis und langsam, nicht von selbst, sondern durch Übung. Wer 
noch so viele Gaben und Anlagen besitzt und bildet sie nicht aus, sondern 
legt nur seine haut auf die Bärenhaut, der kann wohl ein tüchtiger, 
ausgezeichneter — Nichtsnutz werden, aber ein Meister nimmermehr. Wissen, 
Rönnen und Wollen, das ist's, was einer besitzen muß, um in einem Fache 
Meister zu werden, vor allem aber das Wollen. Denn wer nicht will, der 
lernt nichts und weiß nichts und kann nichts — wird kein Meister, sondern 
bleibt ewig ein fauler Gesell oder ein dummer Junge. 
Enslin.
	        
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