Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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bis zu zwei Mark sind gerippt, die Zehnmarkstücke zeigen eine Ranken— 
verzierung, die silbernen Fünf- und die Zwanzigmarkstücke eine Inschrift, 
der Rand aller Münzen aber steht auf der Vorder- und Rückseite ein 
wenig vor. Der gekerbte Rand wird im Prägring hergestellt, während 
die Rändelmaschine das KAufstauchen und Verzieren besorgt. Zu 
diesem Zwecke enthält sie zwei stählerne parallele Schienen, deren Ab- 
stand kleiner als der Durchmesser des Plättchens ist, und auf welchen 
je die hälfte der einzuwalzenden Verzierung erhaben vorhanden ist. Die 
eine ist unbeweglich, die andere verschiebbar, und diese letztere wird von 
der Dampfmaschine in sehr raschem Tempo nach links und rechts bewegt. 
Wenn nun das Plättchen in die Rändelmaschine gelangt, so wird es 
von der beweglichen Schiene in eine drehende Bewegung versetzt und 
vorwärts geschoben, indes sich der Rand aufstaucht und die erhabenen 
Stellen sich in das weichere Edelmetall eingraben. Die Rändelmaschine 
wird von zwei Zubringerohren gespeist, und in der Mitte der Schienen⸗ 
bahn befindet sich eine runde Offnung, durch welche die gerändelten 
Plãättchen von links und rechts in einen Rasten fallen. 
hier ist ihnen keine lange Ruhe vergönnt. In offenen Pfannen 
oder kupfernen Zylindern unter Luftabschluß werden sie nochmals geglüht, 
um allen Schmutz, der ihnen anhaftet, zu verbrennen und das Metall 
weicher zu machen, und dann erhalten sie den Auftrag, sich für den 
letzten feierlichen Akt, das Prägen zu waschen. Sie wandern in die 
Beize, wo zwei Männer ihnen bei der Toilette hilfreich zur Seite 
stehen. Sie nehmen aber keine Mandel- oder Veilchenseife zum Waschen, 
sondern gehen ihnen mit verdünnter kochender Schwefelsäure zu Leibe. 
Nachdem die Säure das Kupfer aus der Oberfläche gebeizt hat, erscheinen 
die Plättchen hellgelb und glänzend. Nun werden sie mit Wasser tüchtig 
gewaschen, auf heißen Tischplatten ausgebreitet und durch Abreiben mit 
wollenen Tüchern getrocknet. 
Der Erniedrigung folgt endlich der gerechte Triumph. Gerändelt 
und gereinigt gleiten die Plättchen in das Zubringerohr der fieber⸗ 
haft arbeitenden Prägmaschine, welche sie einzeln nach der Reihen⸗ 
folge zwischen zwei mit gewaltiger Kraft gegeneinander strebende 
Stahlstempel führt, die sie so fest umfassen, daß sich das Edelmetall 
oben und unten in die Vertiefungen der Stempel preßt, was man 
„Prägen“ nennt. 
Da rollen die zur Würde von Münzen erhobenen Goldstücke aus 
der Maschine heraus und betten sich in ihrer jungen Größe verführerisch 
nebeneinander. Wer ihnen etwas an ihrer Würde oder Ehre „ab— 
schneiden“ wollte, würde mit den Gesetzen in Widerspruch geraten. Der 
Münzbuchstabe A, Zeichen der Münzstätte Berlin, der auf dem Avers 
so bescheiden unter dem Bilde des Raisers hervorblickt und nur auf
	        
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