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nach Holland und England, von hier in die überseeischen Gegenden;
die sachsischen Tücher hatiten ihren Hauptmarkt im nordwestlichen
Deutschland und in den östlichen slavischen Lündern, die sächsische
Wolle galt schon vor der Einführung der spanischen Schafzucht um
1763 fuͤr die feinste und beste in Deutschland. In den Anfang des
18. Jahrhunderts, 1706, fällt die Erfindung des Porzellans; sogleich
darauf ward auch die erste Fabrik in Meißen errichtet, und schnell
erhielt dieser Gewerbszweig Ruhm und steigende Blüte Auch die
Baͤumwollweberei gewann in Saͤchsen rasch an Ausdehnung und ließ
sich vornehmlich in Chemnitz nieder, indes der deutsche Buchhandel
mit dem Anfauge des 18. Jahrhunderts immer mehr Leipzig zu
seinem Hauptsitze erwählte, und Dresden für den inneren Handel
hauptsächlich duͤrch die außerordentliche Pracht und den Luxus, welche
der königliche und katholisch gewordene Hof um sich verbreitete, an—
regenden Einfluß gewann. Äber gerade durch diesen Hof wurde
Dresden ein Hauptsitz der französischen Mode, ein hauptsächlicher
Absatzort französischer Luxuswaren, obwohl die polnischen Auguste
darin doch dem Geiste ihrer Vorfahren treu blieben, daß sie trotz
aller ihrer Abhängigkeit vom Fremden die Förderung der inländischen
Gewerbe, auch der Künste und Luxusgewerbe, niemals außer acht
ließen, so daß diese hier einen Aufschwung nahmen, den sie anderswo
in Deutschland, Berlin etwa ausgenommen, im 18 Jahrhunderte
nicht erreichten Freilich kam diese Blüte mit dem Verluste der pol—
nischen Königskrone zum Teil wieder zum Verfall, wie die Seiden—
weberei, welche in jener Zeit in Leipzig 200 Arbeiter, im ganzen
Sachsen 350 Arbeiter — damals in Deutschland noch ohne Beispiel
— beschäftigte; die erzeugten Waren waren Tressen, Borden, Strümpfe
u. s. w· Der siebenjährige Krieg berührte das Kurfürstentum Sachsen
auf harte Weise mit Verwüstungen und drückenden Besatzungen, doch
war dies vorübergehend, und der Fleiß der Sachsen stellte die frühere
Blüte bald wieder her.
Die Einführung des Schutzzollsystems in den größeren Nachbar—
staaten, in Preußen und Osterreich, hatte zwar auch für Sachsen
seine großen Nachteile, da seine meisten und besten Erzeugnisse, seine
Webereien, seine Porzellane und Metallerzeugnisse rechts und links
in der Ausfuhr gehindert und namentlich durch den preußischen Zoll—
zwang vom nächsten Wege zur Ostsee ausgeschlossen oder wenigstens
im Durchzuge sehr beschwert waren. Doch blieben immerhin noch
die Wege nach Westen, Nordwesten und Osten übrig. Hamburg und
Frankfurt a. M. waren die Märkte, welche nach diesen Richtungen
hin den sächsischen Handel, dort zu den Engländern und Holländern,
hier zu den Franzosen und nach Südwesten vermittelten, während
Nürnberg der Stuͤtzpunkt des geraden Abzugsweges nach Süden,
dann auch nach Südosten in die österreichischen Gebiete bis über das
Weltmeer wurde. Der Markt in Sachsen, der alle diese verschiedenen
Handelsrichtungen in sich vereinte, war Leipzig, vor allen deutschen
Handelsplätzen jener Zeit durch kaufmännische Gewandtheit und Thätig—
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