Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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Pianoforte und Flügel auf den Weltmarkt, so sind Rabenau und 
Waldheim durch den Stuhlbau rühmlichst bekannt. 
Weiter muß der Hunderttausende gedacht werden, die mit der 
Gewinnung und Verarbeitung der Erze in Verbindung stehen. Da 
klingen aller Orten in Freibergs Gegend die Glöckchen der Gruben— 
werke, deren regelmäßiger Ton den ungestörten Fortgang der Arbeiten 
tief unter der Erde verkündet; da rauchen die Ofen der Muldenhütten 
Freibergs, in denen jährlich Millionen von Mark an Silber gewoͤnnen 
werden; da dampfen und stampfen, pochen und walzen in allen Gegenden 
des Gebirges Schmelzhütten, Eisen-, Stahl- und Messingwerke, Kupfer— 
hämmer, Walzwerke und Blaufarbenwerke in bunter Reihe, arbeiten 
Schneidemühlen und Holzstoff-Fabriken. 
Dann kommt unser Chemnitz, das „sächsische Manchester“, mit 
seinen Tausenden von rußigen Schmieden und Schlossern, mit den 
qualmenden Fabrikschornsteinen, den keuchenden Dampfmaschinen, den 
pochenden, schwirrenden und ununterbrochen arbeitenden Hilfsmaschinen. 
Während hier das Gewaltige der arbeitenden Kräfte und die un— 
geheuren Massen und Lasten, welche durch sie bewegt und bearbeitet 
werden, unser Erstaunen erregen, so tritt wiederum in den Arbeiten 
der Porzellanfabriken zu Meißen, Zwickau und Potschappel, der 
Steingutfabriken zu Dresden, wie auch der Töpfereien zu Frohburg, 
Kamenz, Penig, Pulsnitz und Waldenburg die Kunst im Gewerbe her— 
vor und läßt uns die Schönheit der Formen und Farben bewundern. 
Und blicken wir in die Buch-, Noten- und Steindruckereien 
Leipzigs; sehen wir in die Arbeitssäle der Papierfabriken zu Dresden, 
Hainsberg, Weißenborn (bei Freiberg), Penig, Bautzen und Sebnitz, 
der Lederfabriken zu Döbeln, Dresden und Roßwein, der Cigarren- 
Cigaretten- und Tabaksfabriken zu Döbeln, Dresden und Waldheim; 
treten wir in die Räume der Strohflechtereien zu Altenberg, Dohna 
und Kreischa, der Glockengießereien zu Dresden, Kleinwelka und Leipzig, 
der Glasfabriken zu Döhlen und Radeberg; schauen wir auf die 
Handschuhfabrikation in der Chemnitzer Gegend, die Glacshandschuh— 
erzeugung in Johanngeorgenstadt, auf die Posamentenfabrikation in 
Annaberg und Buchholz, auf die Bürsten- und Pinselfabrikation in 
Schönheide und auf die Serpentinsteindrechselei in Zöblitz: überall 
finden wir wieder neue Scharen fleißiger Arbeiter. 
Eine so hoch entwickelte Industrie ist nicht denkbar ohne aus— 
gebreiteten Handel; denn die erzeugten Güter müssen abgesetzt und 
dafür andere, welche das Land nicht hervorbringt, eingetauscht 
werden. Sachsens Handel steht daher mit der ganzen Welt in Ver— 
bindung und ist im Verhältnis zu der Größe des Gebietes sehr be— 
deutend. In nicht geringem Maße wird er auch durch die glückliche 
Lage des Landes in der Mitte Deutschlands und Europas unterstützt; 
denn ein großer Teil der Waren und Personen, welche von Norden 
nach Süden und von Osten nach Westen gehen, muß Sachsen berühren. 
Außerdem kommen jährlich Hunderttausende von Fremden dahin, um 
die Naturschönheiten des Elbsandsteingebirges, die Kunstschätze Dresdens,
	        
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