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54. Der Bauer und die Spatzen.
Von Viktor Blüthgen.
1. „Dieb, Dieb! — ich will euch dort!
Macht euch aus den Kirschen fort!
Wo es was zu naschen gibt,
sitzt das Bettelvolk und piept:
auf dem Felde, wo gesät wird,
wenn es reift, und wenn gemäht wird,
in dem Garten, vor der Scheune,
auf dem Kirschbaum wie beim Weine!"
2. Spricht das Spätzlein: „Lieber Mann,
seht uns nicht so grimmig an!
Was Ihr erntet, was Ihr pflückt,
hat der liebe Gott geschickt,
hat für uns zu Lust und Leben
auch ein bißchen zugegeben!
Spatz wie Bauer, keines minder,
sind des Herrgotts Bettelkinder!"
55. Pferd und Sperling.
Von Wilhelm Hey.
1. „Pferdchen, du hast die Krippe voll,
gibst mir wohl auch einen kleinen Zoll,
ein einziges Körnlein oder zwei;
du wirst noch immer satt dabei."
„Nimm, kecker Vogel, nur immer hin,
genug ist für mich und dich darin."
2. Und sie aßen zusammen, die zwei,
litt keiner Mangel und Not dabei.
Und als dann der Sommer kam, so warm,
da kam auch manch böser Fliegenschwarm;
doch der Sperling fing hundert auf einmal,
da hatte das Pferd nicht Not und Qual.