1
3
alle Zeitalter und Zonen und weiß jedem Geschmack zu huldigen. Von
seinen zahlreichen Werken seien erwähnt die Novellen „Unter heißerer
Sonne“, „Eddystone“, die Romane „Nirwana“, „Versunkene Welten“,
„Vunecusteine“, „Jenseits des Wassers“, „Das Bild im Wasser“. Seine
Lyrik („„Vom Morgen zum Abend“) erinnert an Storm und Geibel.
Aus: „Lieder aus Frankreich“. — Lied. — Am ersten Sarge. — Aus:
Runensteine“
5„. Keller Gottfried, geboren am 19. Juli 1819 zu Zürich, ist neben
Konrad Ferdinand Meyer der bedentendste schweizerische Dichter. Er trat
zuerst mit „Gedichten“ auf und schrieb dann den biographischen Roman
„Der grüne Heinrich“ (1854), in dem er seine Jugenderlebnisse frei
und voll Poesie behandelt. Keller arbeitete 1880 das Werk um, indem
er ihm einen glücklichen Ausgang gab, ohne es im wesentlichen zu
ändern; in dieser Form fand der Roman allgemeinen Beifall und wurde
oft mit Goethes „Wilhelm Meister“ verglichen.
Gleich Hervorragendes bot Keller in seinem nächsten Werke, der
Novellensammlung „Die Leute von Seldwyla“ (18563), deren Kronen
„Romeo und Julia auf dem Dorfe“ und „Die drei gerechten Kammacher“
sind. Diesem Cyklus von Novellen, welcher 1874 erweitert wurde, folgten
1876 „Sieben Legenden“, Verweltlichungen christlicher Legendenstoffe
(„Die Jungfrau und der Teufel“, „Die Jungfrau und der Ritter“).
— LCulturbilder aus der Vergangenheit Zürichs sind die „Züricher
Novellen“ (1876), von denen „Der Landvogt von Greifensee“ die
beste ist. — Die Novellensammlung „Das Sinngedicht“ (1881) zeigt
ebenfalls die hohe Begabung des Dichters, besonders seine Fähigkeit,
weibliche Charaktere zu schildern. — Auf schweizerischem Boden spielt
auch Kellers letztes Werk, der Roman „Martin Salauder“ (1886), dessen
Held etwas demjenigen des „Grünen Heinrich“ ähnelt. Die „Gesammelten
Gedichte“ (1883) begründeten erst den Ruf Kellers als Lyriker, aber
seine Stärke liegt in der Novelle, und Paul Heyse hat ihn mit Recht
den Shakespeare der Novelle genannt. Keller starb am 15. Juli 1890.
An das Vaterland. — Die Tellenschüsse. — Erkenntnis. — Aus: „Der
grüne Heinrich“. — Aus den Novellen „Das Sinngedicht“.
42. Kinkel Gottfried, geboren am 11. August 1815 zu Obercassel bei
Bonn, studierte Theologie und Philologie und habilitierte sich 1836 in
Bonn als Privatdocent der Kirchengeschichte. Nach seiner Verheiratung
(1843) legte er seine Hilfspredigerstelle in Köln nieder und trat 1846
zur philosophischen Facultät über. Tas Jahr 1848 stürzte ihn in die
politische Bewegung. Er wurde als Rebell verhaftet und zu lebens—
länglichem Zuchthanse verurtheilt. Von dem Stndenten Karl Schurz
befreit, entkam er nach England und wirkte viele Jahre als Professor
der dentschen Sprache und Literatur in London. Im Jahre 1866 erhielt
er vinen Ruf als Piofessor der Kunstgeschichte nach Zürich, dem er folgte.
Hier starb er am 12. November 1882.