Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

zen und breiten weißen Mützen einen Tisch herbei, deckten ihn und 
besetzten ihn in großer Geschwindigkeit mit den herrlichsten Ge¬ 
richten. So etwas hatte der kleine Werner noch niemals vor seinen 
Schnabel bekommen. Da waren Leipziger Lerchen von Marzipan, 
inwendig mit Nußcreme gefüllt, Quittenwürste, Schinken von 
rosigem Schmelzzucker, Pastetchen mit Erdbeermus und unzählige 
Sorten eingezuckerter Früchte. Dazu tranken sie Ananaslimonade, 
die mit feinem Vanillecreme bedeckt war, und hinter ihnen standen 
immer die sechs kleinen Konditorburschen, bereit, auf jeden Wunsch 
zu springen und das Verlangte zu holen. Zum Nachtisch gab es, 
wie Goldflämmchen besonders bemerkte, etwas ganz Extrafeines, 
nämlich trocknes Schwarzbrot und Berliner Kuhkäse. Solche ge¬ 
wöhnlichen Gerichte waren nämlich in diesem Lande so selten und 
so schwer zu haben, daß sie für die allerschönsten Leckerbissen galten. 
Nach dem Essen wurden die Holzpferde wieder vorgeführt, und 
Goldflämmchen sagte: „So, nun geht's in die Bergwerke!" Sie 
stiegen auf und sausten auf den vortrefflichen Tieren zum nächsten 
Tore hinaus. 
5. Die Bergwerke. 
Sie ritten durch Felder dahin, auf denen die herrlichsten 
Früchte und Gemüse wuchsen, die alle aus Marzipan, Schmelz¬ 
zucker oder Schokolade, mit Creme gefüllt, bestanden, sie ritten 
mit sausender Eile durch herrliche Alleen von Obstbäumen auf 
das Gebirge zu, das teils mit weißen, glänzenden Abhängen wie 
Kreidefelsen, teils finster und dunkel, als wenn es aus Basalt 
bestände, vor ihnen lag. Aber die Kuppen der fast schwarzen 
Berge waren ebenfalls glänzend weiß, als seien sie beschneit. 
„Du denkst wohl, dort liegt Schnee?" sagte Goldflämmchen. 
„Wenn es hier schneit, da schneit es nur Streuzucker." 
Endlich sah Werner eine hohe, abgestufte, weißglänzende Felsen¬ 
wand vor sich liegen, an der Hunderte von Arbeitern in allen 
Stockwerken mit Pochen und Hämmern fleißig beschäftigt waren. 
Sie ritten dicht heran und stiegen dann ab. „Dies ist der große 
Zuckerbruch!" sagte Goldflämmchen. „Diese ganzen Felsen be¬ 
stehen aus dem schönsten weißen Kolonialzucker." 
Ganz in der Nähe war der Eingang einer Höhle sichtbar, 
und als sich ihr Werner und Goldflämmchen näherten, liefen eil¬ 
fertig einige von den Bergleuten herbei, zündeten Fackeln an und 
leuchteten ihnen. Sie schritten tief in den Berg hinein, die Wände 
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