58. Zum Kopfzerbrechen.
1.
lebe ohne Leib und höre ohne Ohren,
o*ßl> ich rede ohne Mund, werd' von der Lust geboren,
hab' stets das letzte Wort, wenn jemand zu mir spricht,
kann singen auch wie du, doch — atmen kann ich nicht.
2.
Es baut in schattigen Zweigen sein Nest,
es hüpfet und schlüpft durch der Bäume Geäst,
es schwingt sich von Gipfel zu Gipfel geschwind
und ist doch kein Vogel — was ist's, mein Kind?
3.
Dem Schreiter und Reiter
der treuste Begleiter,
ein Feind des Lichts,
ein dunkler Geselle,
doch nur in der Helle —
ein Wesen aus nichts.
4.
Ich wandle mit dir Tag und Nacht
im Sonnen- und im Mondenschein.
Auf leichten Sohlen schleich' ich sacht
bald vor dir her, bald hinterdrein:
s hinab das Tal, hinan den Berg,
bald wie ein Ries', bald wie ein Zwerg.
5.
Setzt sich ein Vogel federlos
auf einen Baum blattlos,
da kam die Jungfrau mundlos
und aß den Vogel federlos
von dem Baum blattlos.
6.
Geht ein Plattfuß über die Brücken,
hat mein Bett auf dem Rücken.
Rudolf Löwenstein.
Friedrich Güll.
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