Um Hals und Stirn und Wangen
Fliegt dnftend das bekränzte Haar.
25. „Er lebet noch, der Töne
Meister!
Der Sänger steht in heil'ger Hut.
Ich rufe nicht der Rache Geister,
Arion will nicht euer Blut.
Fern mögt ihr zu Barbaren,
Des Geizes Knechte, fahren!
Nie labe Schönes euren Mut!"
26. Die Zither ruht in feiner Linken,
Die Rechte hält das Elfenbein.
Sie müssen ihm zu Füßen finken,
Es trifft sie wie des Blitzes Schein
„Ihn wollten wir ermorden;
Er ist zum Gotte worden!
O, schläng' uns nur die Erd'
hinein!"
A. W. v. Schlegel.
14V. Die Kraniche -es Jbykus.
1. Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Kvrinthus' Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Jbykus, der Götterfrennd.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund Apoll;
So wandert er an leichtem Stabe
Aus Rhegium, des Gottes voll
2. Schon winkt von hohem Bergesrücken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frohem Schauder ein. }
Nichts regt sich um ihn her; nur Schwärme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens Wärme
In graulichem Geschwader ziehn.
3. „Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen,
Die mir zur See Begleiter waren!
Zum guten Zeichen nehm' ich euch;
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!"
4. Und munter fördert er die Schritte,
Und sieht sich in des Waldes Mitte;
Da sperren auf gedrangem Steg
Zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten;
Doch, bald ermattet, sinkt die Hand;
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.
5. Er ruft die Menschen an, die Götter;
Sein Flehen dringt zu keinem Retter.