145
Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not,
dein Weib ist tot und dein Kind ist tot,
ertrunken beid auf der Hallig.
Auch die Schafe und Lämmer sind sortgespült,
aueh dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt.
Was wolltest du tun auf der Hallig?
Ach Gott, Kapitän, ist das geschehn!
Alles soll ich nicht wiedersehn,
was lieb mir war auf der Hallig?
Und Ihr iragt mich noch, was ich
Will sterben und im Grabe ruhn
aui der Hallig, der lieben Hallig.
dort will tun? —
Hermann Allmers.
102. Der Lotse.
giehst du die Brigg dort auf den Wellen?
gie steuert falsch, sie treibt herein
und mub am Vorgebirg zerschellen,
lenkt sie nicht augenblicklich ein.
Ich muß hinaus, dab ich sie leitel —
Gehst du ins offne Wasser vor,
so legt dein Boot sich auf die Seite
und richtet nimmer sich empor. —
Allein ich sinke nicht vergebens,
wenn sie mein letzter Rut belehrt;
ein ganzes Schift voll jungen Lebens
ist wohl ein altes Leben wert.
Gib mir das Sprachrohrl Schifflein, eile!
Es ist die letzte, höchste Not.
Vor lliegendem Sturme gleich dem Pfeile
hin durech die Schãren eilt das Boot.
sJetzt schießt es aus dem Klippenrande.
Links mübt ihr steuernl hallt ein Schrei.
Kiel oben treibt das Boot zu Lande
und sicher fahrt die Brigg vorbei.
Ludwig Giesebrecht.
10
Lesebuch für die Münchener Volksschulen. 5. Schuljahr.