Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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der vollständigen Austrocknung beruht aber die Konservierung, infolgedessen 
verdirbt überheiß getrocknetes Obst leicht. 
Der besseren Haltbarkeit und vor allem des besseren Aussehens wegen 
wird Dörrobst oft mit der bleichend wirkenden schwefligen Säure behandelt, 
einer Verbindung, welche die Verdauung in sehr ungünstiger Weise beeinflußt. 
Durchaus falsch ist es daher, beim Einkauf von Dörrobst blendend weiße 
Apfelschnitte gelben vorzuziehen und womöglich gar noch höher zu bezahlen. 
Der Nährwert der genannten Obstkonserven steht wesentlich höher als 
der frischer Früchte, er gleicht dem unserer Getreidearten. Es ist ja ganz 
natürlich, da der eingangs erwähnte hohe Wassergehalt in Wegfall kommt 
bei den konzentrierten Obstsäften, Marmeladen und namentlich beim Dörr— 
obst. Es darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, daß frisches Obst stets viel 
bekömmlicher ist als die Konserve. 
Es wurde darauf hingewiesen, daß Fett, Eiweißstoffe, Kohlehydrate und 
Salze unsere wesentlichen Nährstoffe ausmachen. Die Kohlehydrate und 
Salze waren immerhin reichlich in den oben genannten Früchten enthalten, 
Eiweißstoffe dagegen traten in den Hintergrund, und das Fett fehlte gänzlich. 
Es ist aus diesem Grunde für Vegetarier von großer Bedeutung, daß das 
Schalenobst bei genügendem Eiweißgehalt sehr reich an Fett ist, wie uns eine 
kurze Übersicht zeigt: 
Die Haselnüsse enthalten 59 bis 67, die Walnüsse 49 bis 64, die süßen 
Mandeln 51 bis 54, die neuerdings geschätzten Erdnüsse 38 bis 525 Fett. 
Dieser Nährstoff bildet also den größten Teil der Nußkerne; verhältnis— 
mäßig hoch ist auch, wie schon erwähnt wurde, der Eiweißgehalt, wogegen 
Kohlehydrate und Salze nur in geringer Menge vorhanden sind. Die Nuß— 
früchte sind also, zumal in Verbindung mit anderem Obst, ein wertvolles 
Nahrungsmittel. Wir werden es ohne weiteres nach diesen Betrachtungen 
verstehen, daß es möglich ist, längere Zeit von Obst allein zu leben. 
Nach Dr. H. Kühl. (Lehrmeister im Garten und Kleintierhof.) 
83. Vom Gemüsebau. 
Zu wünschen bleibt zunächst, daß der Gemüsekonsum auch hier im Osten 
ein größerer werde, denn das Gemüse ist in seinen verschiedenen Arten 
und Zubereitungsformen leicht verdaulich und bekömmlich, auch notwendig 
zur Ergänzung der üblichen einseitigen Ernährung. 
Durch den Gemüsebau kann der Boden in der weitestgehenden Weise 
zu mehrfachen Erträgen gebracht werden. Voraussetzung ist Boden in 
alter Kultur und regelmäßige und reichliche Düngung, denn die Mehrzahl 
der Gemüsepflanzen stellt hohe Anforderungen an die Dungkraft des Bodens. 
Aber auch alle anderen Pflegearbeiten müssen rechtzeitig einsetzen: Hacken, 
Häufeln, Jäten, Gießen, wenn die möglichen Höchsterträge erzielt werden 
sollen.
	        
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