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in ihrer Erscheinung nichts von der Romantik der Gauchos*) an sich, aber
tüchtige Reiter müssen es doch wohl sein, die zu zweien eine Herde von
60 bis 80 dreijährigen jungen Hengsten in Ordnung halten! Und ein prächtiger
Anblick ist es, wenn am Abend eine Herde dieser rassigen, kraftstrotzenden
Geschöpfe in schlankem Trabe oder leichtem Galopp unter dem lauten
Peitschenknallen ihrer Hirten auf den breiten, von mächtigen Eichen über—
schatteten Wegen den Stallungen zueilt.
Unsere Fahrt vom Bahnhof führt uns mitten durch ein Vorwerk, Bajohr—
gallen, hindurch. Rechts am Wege liegt von wildem Wein umsponnen das
schlichte Beamtenhaus, links ziehen sich um den großen, viereckigen Hof in
langen Fronten die stattlichen Wirtschaftsgebäude und Stallungen hin.
Ein Blick in diese zeigt uns, daß die landläufigen Begriffe von Pferdeställen
mit ihren Einzelständen oder Boxren hier nicht zutreffen: in großen, hohen,
luftigen und hellen Räumen sind die edlen Tiere untergebracht, sogenannten
Los⸗ und Laufställen, wo sie sich in völliger Freiheit bewegen können; der
ganze Fußboden ist dick mit trockenem Stroh bedeckt, und die scheunentor—
artigen, großen Türen stehen, solange es die Temperatur irgend gestattet,
Tag und Nacht weit offen, um Licht und Luft einzulassen.
Bald hinter Bajohrgallen beginnen zu beiden Seiten der Straße die
Beamtenwohnungen und Verwaltungsgebäude, die sich bis zum eigentlichen
Hauptgestüt hinziehen. Trakehnen selbst ist nicht nach einem einheitlichen
Plan angelegt, sondern besteht aus einer Anzahl zusammenliegender „Höfe“,
die von Wohnhäusern, Ställen und Wirtschaftsgebäuden umschlossen sind.
Neben stattlichen Bauwerken aus letzter Zeit sehen wir da noch manches
altersgraue, niedrige Gebäude, und gerade die Dienstwohnungen der oberen
Beamten haben bei Neubauten hinter Stallungen, Speichern und Wohn—
häusern für Arbeiter und Unterbeamte zurückstehen müssen. So ist das sehr
schlichte, niedrige Haus am „alten“ Hof, das der sparsame Begründer des
Gestüts vor mehr als 170 Jahren zu seinem Gebrauch erbaute, heute die
Dienstwohnung des Oberroßarzkes; auch das etwa 50 Jahre jüngere, am
„neuen“ Hof gelegene Wohnhaus des Landstallmeisters kann mit seinem
hölzernen Türmchen und seiner bescheidenen Ausdehnung auf den stolzen
Namen „Schloß Trakehnen“, mit dem es wohl gelegentlich bezeichnet wird,
kaum Anspruch erheben. Es ist etwas abseits der Hauptstraße gelegen, von
dieser durch freundliche Baumanlagen getrennt, die sich an den schönen,
parkartigen Garten des Landstallmeisters anschließen. Vor dem Haupt—
eingang sehen wir das in halber Lebensgröße von Künstlerhand ausgeführte
Denkmal des Hauptbeschälers Morgenstrahl.
Eine stattliche Neuanlage schließt sich rechterhand an den engeren Schloß—
hof an. Um einen zierlichen Pavillon herum liegen in einem langgestreckten
Rechteck heckenumsäumte offene Reitbahnen und groß angelegte Park- und
Rasenstücke. Die westliche Längsseite dieses eigenartig schönen Gestütshofs
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