Full text: Lehr- und Lesebuch für ländliche Fortbildungs- und Winterschulen

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stets rege. Mit dem ersten Anbau der Kartoffel beginnt er unweit 
Berlinn Der Kleeanbau tritt im 17. Jahrhundert in verschiedenen 
Gegenden Deutschlands auf. 
Der König selbst bewährte sich als ein vorzüglicher Landwirt. Er be— 
fiehlt die dreifache Furche des Brachfeldes; er dringt auf möglichst 
eigene Gespanne der Vorwerke und auf allgemeine Einführung des deutschen 
Pfluges anstatt der ostpreußischen Joche. 
130. Der Wohltäter Ostpreußens. 
Ansiedlung. 
Ein wahrer Wohltäter wurde der König für Ostpreußen. Er fand 
dieses Land in einem höchst elenden Zustande, 60000 Hufen lagen noch im 
Jahre 1721 wüst und öde. Hier bewies der König, daß sein angeblicher 
Geiz nur eine schroffe Form wohl angebrachter Sparsamkeit war. Er opferte 
ungeheure Summen für die Ansiedlung neuer Familien, und seine 
Bemühungen wurden von dem schönsten Erfolge gekrönt. Namentlich führte 
die Aufnahme der Salzburger dem preußischen Staate viele Tausende 
von fleißigen und tüchtigen Menschen zu. In äinem offenen Briefe vom 
2. Februar 1732 erklärte er sich bereit, sie in seinem Lande aufzunehmen 
und zu versorgen. Nun begannen die Züge nach Preußen. Mit Glocken— 
geläule und dem Gesange der Schuljugend wurden die Emigranten überall 
hon den Einwohnern empfangen und mit Speise und Trank erquickt. Der 
König und die Königin erschienen selbst, um den Bedrängten Mut, Trost und 
Zuversicht einzuflößen. „Seid getrost, ihr sollt es gut bei mir haben.“ Schon 
betrug die Zahl der Eingewanderten 17 000, und noch immer folgten neue 
Züge; und als die Räte des Königs über diese große Einwandrung be— 
denklich zu werden anfingen, schrieb Friedrich Wilhelm auf ihre Eingabe: 
„Gottlob, was tut Gott dem Hause Blandenburg für Gnade, denn dieses 
gewiß von Gott herkommt.“ Die Salzburger siedelten sich fast sämtlich in 
Ostpreußen, besonders in Litauen, um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Inster⸗ 
burg an, wo ihnen gute ücker, Wiesen, Weiden Und Wälder überlassen, auch 
das nötige Vieh und Ackergerät größtenteils unentgeltlich gewährt wurden. 
Was aber der gute König an den Salzburgern getan, das trug seinen 
Namen in die Hütten der kleinen Leute, und soweit das Evangelium gepredigt 
wurde, nannte man mit Ehrfurcht und Liebe seinen Namen. 
hebung der Provinz. 
Gottes Segen war bei seinem Werke; die neu gewonnenen Landeskinder 
bevölkerten große, kurz zuvor von der Pest heimgesuchte Strecken Landes, 
erwiesen sich als treue Untertanen und trugen wesentlich zum Wohlstand 
der Provinz Ostpreußen bei. Den sichtbaren Ausdruck hat die Dankbarkeit, 
mit welcher die Nachkommen der eingewanderten Salzburger das Andenken 
ihres Königs ehrten, in einem Denkmal gefunden, welches ihm in Gumbinnen 
exrichtet worden ist und auf seinem Soͤckel die vielsagende Inschrift trägt: 
„Dem Vater Litauens.“ 
Lelebuch von Bollmann und Rnak.
	        
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