Full text: Lehr- und Lesebuch für ländliche Fortbildungs- und Winterschulen

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Vater: Nun sieh dir dieses Roggenfeld an! Was bemerkst du, wenn du es 
mit dem dort unten vergleichst? 
Sohn: Der Roggen steht hier spärlich, seine Halme sind dünn und kurz, die 
Ähren sind klein. Das alles ist dort unten ganz anders; dort ist auch 
das Getreide noch grün, hier fängt es schon an bleich zu werden. 
Vater: Das alles bewirkt die trockene Witterung auf dem Sandboden. 
Nimm eine Handvoll Boden und zerreibe ihn! 
Sohn: Das ist kaum nötig; er ist schon locker 
Stückchen. 
Vater: Du siehst, daß dies meist Sand er enthalt aber unter 
hundert Teilen doch etwa zehn Teile Ton und Humus. Da— 
durch wird er anbaufähig; denn reiner Sand kann nur wenig Pflanzen 
ernähren, wie du ja an den Sandhügeln auf dem Gute deines Onkels 
sehen kannst. Der Sand bewirkt, daß der Boden unter dem Einflusse 
der Sonne schnell trocken und warm wird Du wirst leicht ein— 
sehen, daß dies für die Frühjahrsbestellung von Bedeutung ist. 
Sohn: Weil dieser Acker zuerst roöcken ist, kann er frühzeitig bearbeitet werden, 
und weil er sich leicht erwärmt, wachsen hier schnell die Pflanzen. 
Vater: Du wirst dir nun auch erklären können, warum dieser Roggen so 
dürftig ist und schon bleich wird. 
Sohn: Es fehlt ihm an der uͤbtigen Feuchtigkeit. 
Vater: Und weil er zu wenig Feuchtigkeit hat, können die Bodenteile, 
welche zur Ernährung der Pflanzen dienen, nicht aufgelöst 
werden, daher sterben bei trockener Wuͤterung die Pflanzen schnell ab. 
Sohn: Im vorigen Jahre stand das Getreide hier viel besser. 
Vater: Im vorigen Jahre fiel reichlich Regen, und in solchen Jahren ge— 
deihen Kartoffeln, Roggen und Hafer auf dem Sandboden vortrefflich. 
Wie jeder Boden kann auch der Sandboden verbessert werden; wenn 
du aufmerksam gewesen bist, wirst du gesehen haben, wie ich das machte. 
Sohn: Du hast immer biel Kuhmist hierher gefahren, auch hast du auf das 
Feld daneben viel Kalk gestreut; ich habe auch gesehen, wie der Knecht 
mit den Ochsen Lehm von den Feldern dort unten heraufgefahren hat. 
Vater: Gut! Durch Kuhdünger, Kalk und Lehm wird dieser Boden sehr 
verbessert. Ich wende aber noch ein anderes Mittel an. Kennst du die 
Saat dort oben? 
Sohn: Es sind Lupinen. 
Vaͤler: Siehst du, diese Lupinen werde ich unterackern. In dem lockeren 
Boden berfaulen sie schnell und sind ein sehr guter Dünger, wie 
alle verfaulenden Pflanzen. Durch Gründüngung wird also der leichte 
Sandboden ebenfalls sehr verbessert. 
Da wir gerade vom Boden sprechen, so will ich dir auch die vierte 
Bodenart zeigen, welche wir auf unserem Gute haben, es ist Humus— 
hoden. Du kennst ihn schon. 
Hies uch das Kaͤpitel 71 über Humusbildung nach! 
d) Humusboden.
	        
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