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2. Eine solche günstige Bodenmischung muß aber auch in ausreichender
Mächtigkeit vorhanden sein. Sie darf nicht nur einige Zentimeter tief gehen
und dann auf schlechtem Untergrunde ruhen, sondern muß 20 30 om tief
reichen. Man sagt dann: der Boden hat eine „tiefe Ackerkrume“.
3. Ebenso wichtig ist die Unterlage der Ackerkrume für die Frucht—
barkeit derselben. Besteht der Untergrund aus Ton, so ist er undurch—
lassend, weil er das durch die Aͤkerkrume sickernde Wasser nicht weiter
ein- und durchdringen läßt. In ebenen Lagen bleibt es also auf ihm stehen
und näßt, versumpft und versäuert bei anhaltenden Regenniederschlägen die
Ackerkrume. Besteht der Untergrund dagegen aus Sand, Mergel oder
dergleichen, so läßt er das eindringende Wasser sofort in die Tiefe sickern.
Er heißt in diesem Falle durchlassend und hat den Nachteil, daß er in
trockenen Jahren wenig Feuchtigkeit zurückhält uͤnd die durch den Regen in
der Ackerkrume aufgelösten nährenden Beslandteile nutzlos für die Gewächse
in die Tiefe sinken läßt.
4. Endlich kommt auch die Lage des Bodens in Betracht. Eine sanfte
Neigung, welche den freiwilligen oder künstlichen Wlauf des Wassers be—
günstigt, ist besonders für schweren Boden vorteilhaft. Die Lage gegen
Mittag ist die wärmste, weniger den rauhen Winden preisgegeben und
erzeugt gehaltvollere Exnten jeder Art. Doch leiden die Wintersaaten
leicht von Spätfrösten. Ähnlich ist die Lage gegen Morgen zwar eine
warme, aber für leichte Bodenarten nicht sehr günstig. Diese passen besser
für eine Neigung gegen Abend, wo sie an Regen und feuchten Winden keinen
Mangel haben. Die mitternächtige Lage ist die ungünstigste, zumal für
schweren Boden. Nach dem Colner Xandwirklchaftlichen Lelebuche.
14. Magen zur Ergünzung.
1. Gib an, welche Stärke durchschnittlich im Dorfe die Ackerkrume hat!
2. Vergleiche die Ackerkrume mit einem Nährspeicher für die Pflanzen; wann
ist dieser recht ergiebig für die Versorgung? 3. Was kann der Besitzer tun,
um die Ackerkrume zu vertiefen? 4. Wie verhält sich der tiefkrumige Boden
im Gegensatz zum flachen bei feuchter, dann bei trockener Witterung? 5. Was
ist bei der Vertiefung der Ackerkrume vorher zu überlegen? 6. Stelle noch
einmal zusammen, welche Umstände den Landwirt bestimmen müssen, auf eine
möglichst tiefe Ackerkrume hinzuarbeiten!
Merke aber, daß manche Pflanzen gegen ein Heraufbringen toten Bodens sehr
empfindlich sind.
Die Ackerkrume kann man im Gegensatz zu dem Untergrunde als lebenden
Boden bezeichnen. Sie ist keine tote Masse, sondern ein sich stetig verändernder
Stoff und durchsetzt mit unzähligen Mengen kleinster Lebewesen (Mikroben). Man
hat nachgewiesen, daß diese letzteren zur Bildung der Leguminosenwurzelknöllchen
beitragen, welche Stickstoff sammeln. Man hat auch erfahren, daß man Felder
impfen und für den Anbau der Schmetterlingsblütler geeignet machen kann; man
bestreut sie mit Erde von solchen Feldern, die für die Schmetterlingsblütler ergiebig
waren. Endlich weiß man, daß solche kleinen Lebewesen im Boden mitwirken
müssen, um das Ammoniak in Salpetersäure zu verwandeln. Die Gare des Bodens
ist der Zustand, der unter Mitwirkung dieser kleinen Cebewesen zu stande kommt.
Witt, Lehr- u. Lesebuch für ländliche Fortbildungs- u. Winterschulen.