Full text: Lehr- und Lesebuch für Gesellenvereine und gewerbliche Fortbildungsschulen

Etwas über Obstbaumzucht und Weinbau. 
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kraut durch sanftes Hacken und Jäten, wobei man sich hütet, die Wurzeln der 
Bäumchen zu verletzen. 
NVon der Veredlung der jungen Bäumchen. 
Wenn die Baͤumchen ein oder zwei Jahre in der Baumschule gestanden 
haben und etwas höher und dicker geworden find, nimmt man die Veredlung mit 
ihnen vor. Wir wollen hier von den vielen Arten der Veredlung nur die 
vorzůglichsten kennen lernen, und diese lassen sich zurückführen auf das Kopu—⸗ 
lieren, Okulieren und Pfropfen. Das Veredeln junger Stämmchen kann man 
auch in der Stube vornehmen, indem man sie darduf in den Garten pflanzt. 
a. Vom Kopulieren 
Das Kopulieren ist eine leichte Art der Veredlung; es kann bei allen 
Obstarten vorgenommen werden und giebt gesunde Bäume, da dieselben keine 
große Verwundung erleiden. Wächst ein Reis nicht, so kann man das Stämmchen 
noch in demselben Jahre Hkulleren. Das Kopulieren nimmt man im Frühjahr 
bor in der Zeit, wenn der Saft in die Baͤume tritt, etwa im April. Das 
Stämmchen von der Dicke einer Federpose ist hierzu schon geeignet. — 
Man schneidet das Stämmchen da, wo es 
beredelt werden soll, mit einem fein geschliffenen, 
scharfen Messer von unten nach oben ab, so daß 
der Schnitt gegen 3 Centimeter lang ist. Das 
Edelreis, welches dieselbe Stärke haben muß, 
schneidet man ebenso von unten nach oben. 
Veide Schnitte müssen eine ebene Fläche bilden 
und ganz genau auf einander passen, so daß 
Ninde auf Rinde zu liegen kommt. Bevor das 
Reis aufgelegt wird, muß es bis auf 3 oder4 
Augen oben abgeschnitten und dieser Schnitt mit 
Baumwachs verklebt werden, damit demselben 
Luft und Wärme nicht schaden. Nachdem man 
Edelreis und Wildling gehörig auf einander 
gepaßt hat, drückt man ersteres mit der linken 
Hand gehörig an den Wildling an, umbindet 
beide mit einem feinen Bändchen ein paarmal 
Und bewickelt dann beide an der beschnittenen 
Stelle mit einem leinenen oder Bastbande, 
welche man mit Baumwachs bestrichen hat, 
ind bindet das Band zu. Man hüte sich, hier— 
bei das Edelreis zu verschieben. Hierauf bindet 
Nnan das Stämmchen an einen Pfahl, damit es 
nicht abgebrochen werde. 
In betreff der Reiser, welche man zum 
Kopulieren wählt, sehe man darauf, daß die⸗ 
selben gesund sind und von einem gesunden, 
ruchtbaren Baume genommen werden; haben 
sie einen rötlichen oder schwarzen Kern oder 
schwärzliche Rinde, so sind sie vom Froste ge— 
rührt und nicht zu brauchen. Man schneidet 
sie, wenn der Saft zurückgetreten ist, vom 
Fig. 4. Kopulieren.
	        
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