Full text: Lehr- und Lesebuch für Gesellenvereine und gewerbliche Fortbildungsschulen

Die Eisenbahnen und der Weltverkehr. 
123 
hohen Brücken reißende Ströme und unzugängliche Abgründe. Die Stationen 
wachsen mit Riesenschritten zu großen Städten einpor, und das Land rechts 
und links verwandelt sich wie durch Zauber in fruchttragende Felder. 
Immer mehr tritt die Bedeutung dieser Bahn für den Welthandel her— 
vor und neue Parallelbahnen entstehen, um immer groͤßere Gebiete dem Welt— 
verkehr zu erschließen. China, Japan, Indien und Australien mit ihren reichen 
Hilfsquellen sind in einem großartigen Aufschwunge begriffen. Ihr Handel 
mit Thee und Seide nimmt schon jetzt teilweise seinen Weg über die Pacifie— 
bahn. Die Dampferfahrten China⸗Japan via St. Franzisko mehren sich be⸗ 
ständig. Reisende nehmen nun viel lieber den Westweg nach Ostasien als den 
Weg uͤber Suez; denn der erstere haͤlt sich in milden Klimäten, während der 
letziere durch die heißesten Gegenden der Erde führt. Da die deutschen Post⸗ 
dampfer die Fahrt über den Mlantischen Ocean in der Regel in 1012 Tagen 
vollbringen, so können wir jetzt schon in 16—18 Tagen an der Küste des 
Großen Dceans sein, nachdem wir ein Weltmeer und einen Weltteil durcheilt 
haben. Nehmen wir von St. Franzisko aus die Dampferlinie über Jokohama 
in Japan, Hongkong in China, Indien, Aden, Suez, so können wir recht gut 
in do Tagen rund um die Erde reisen. 
Und diese Dampferlinien, wie genau sind sie geregelt! Ankunft und Ab— 
gang sind fast ebenso genau bestimmt, wie der Eisenbahnzug auf den einzelnen 
Slotionen. Und nun noch die große Flotte der Segelschiffe, welche die Frachten, 
die das brausende Dampfroß bis an die Küsten des Meeres befördert, in ihrem 
großen Bauche aufnimmt und fie trotz Wind und Wetter bis zu den entfernte⸗ 
flea Gegenden der Erde sicher ind mit kundiger Hand hinsteuert. Fürwahr, 
ein großartiges Bild des heutigen Weltverkehrs! 
So muß sich der alte Erdball gefallen lassen, daß die ameisenhaft auf 
ihm wirtschaftenden kleinen Menschen ihn mehr und mehr nach ihrem Gefallen 
und Bedarf zurichten, ihn in eiserne Banden schlagen und mit eisernen Drähten 
überspinnen, Landengen durchschneiden und Felsengebirge durchbrechen, die 
Hemmnisse des Raumes mit der Zeit immer mehr uüberwinden. „Machet sie 
euch unterthan!“ lautet des Schöpfers Wort. Und wenn auch das Trachten 
nach Vorteil fast immer die Haupttriebfeder menschlicher Unternehmungen ist, so 
findet doch dabei die Wissenschaft ihre Förderung und hoffentlich auch die 
Gesittung. Nach Weber.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.