93
E*
5 —
Die Bürgeler Thonwaren und die moderne Kunsttöpferei.
der Donauinsel liegt die Leopoldstadt, auch zwei große Gärten oder Lust—
wälder mit frischen Rasenplätzen und kräftigen Baumreihen, der Augarten und
der berühmtere und besuchtere Prater. Das Ganze hat 39) km im Umfange.
Neuerer Zeit ist mit Wien eine große Veränderung vorgegangen. Die
Basteien und Thore sind verschwunden, das Glacis ist bebaut und die Stadt
mit jenen Vorstädten völlig zusammengeflossen. Das Ganze gilt als eine
Stadt, von der die alte Stadt einen, die ehemaligen Vorstädte neun Bezirke
ausmachen. Auf dem ehemaligen Glacis umschließt die Altstadt die über—
aus breite und prächtige Ringstraße mit einer Menge von Neubauten und
Neuanlagen; Centralmarkthalle, Stadtpark, Museum, prächtige Paläste und
Kirchen; die Hochquellenleilung versorgt die Stadt mit dem schönsten Alpen—
wasser vom Fuß des Schneeberges her.
Durch seine wunderschönen Umgebungen, durch so viele Sehenswür—
digkeiten, durch Schätze der Kunst und Wissenschaft, durch den heiter
gemütlichen Sinn seiner lebensfrohen Bewohner ist Wien ein in vielfacher
Hinsicht angenehmer Aufenthalt, dazu bedeutende Universität und wichtige
Fabrik⸗ und Handelsstadt, die namentlich ausgebreiteten Handel nach Rußland,
den untern Donauländern und der Türkei treibt. Daher schon viele Griechen
Armenier, Türken in Wien. Ganz in der Nähe das kaiserliche Lustschloß
Schönbrunn; Park in französischem Geschmack, Menagerie. Jenseit des Parkes
von Schönbrunn Hietzing, eines jener prächtigen, stadtähnlichen Dörfer, welche
Wien besonders im Weslen so zahlreich umgeben. An 2 Meilen südlich von
Wien das Schloß Laxenburg, durch Eisenbahn mit Wien verbunden, nordöst—
lich auf dem linken Donauufer Aspern und weiterhin Wagram, Schlachten 1809.
Die Lage von Wien macht es zur Hauptstadt der Monarchie geeignet.
Es liegt auf einem Punkte, wo drei der österreichischen Hauptnationalitäten
Deutsche, Magyaren, Slaven) zusammenstoßen, wo die Alpen nicht zu schwierige
Wege nach Ilalien bieten (daher gegenwärtig die Südbahn von hier ans
adriatische Meer nach Triest fuͤhrend), dazu an dem Strome, der das Reich
von West nach Ost durchzieht und fast aus dem ganzen Reichsgebiet seine
Gewässer empfängt. Daniel.
23. Die Bürgeler Thonwaren und die moderne
Kunsttöpferei.
An einzelnen Stellen unseres deutschen Vaterlandes hat sich, wie auch in
einigen andern Ländern, die Töpferei als Kleingewerbe im Betrieb erhalten.
Durch äußere Umstände begünstigt, wird hier das einfache Geschirr für den
täglichen Gebrauch in Küche und Haus seit Jahrhunderten gefertigt und von
Jaͤhrmärkten und umherziehenden Händlern in das Land geführt. Fast jede
Kleinstadt besitzt noch derartige Töpfereien, welche die gewöhnlichen Haushal—
tungen mit sogenanntem „Bauerngeschirr“ versorgen. Die Hilfsmittel, mit
denen hier geaͤrbeitet wird, sind sehr einfach; durchweg ist nur die Töpfer—
scheibe im Gebrauch; Formen kennt man nicht. Die Glasuren sind farbige
Bleiglasur, welche eine große Mannigfaltigkeit in der Dekoration gestatten.
Die Töpferscheibe ist ein überaus einfaches Justrument, dessen außer⸗
ordentliche Bedeutung man nur voll würdigen kann, wenn man es einmal