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wicklung des Handels, der Industrie und des Verkehrs, eine solche Be—
deutung, daß sie heute in der europäischen Binnenschiffahrt den ersten
Platz einnimmt.
Dagegen ging die Mainschiffahrt von Jahr zu Jahr zurück, und
die für die Stadt Frankfurt früher so wichtige direkte Schiffsverbindung
mit dem Rhein konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden, da im
Main für die neueren großen Rheinschiffe kein genügend tiefes Fahr—
wasser vorhanden war.
Es machten sich deshalb vom Anfang der 1860 er Jahre ab
in den Frankfurter Handelskreisen Bestrebungen geltend, die den
Zweck verfolgten, den Unterlauf des Mains derart umzugestalten und
zu vertiefen, daß es möglich werde, mit den großen Rheinschiffen bis
Frankfurt zu gelangen. Diese Wünsche fanden schließlich dadurch ihre
Erfüllung, daß in den Jahren 1883 bis 1886 zunächst vom Staat
Preußen die zur Schaffung eines genügenden Fahrwassers notwendigen
baulichen Anlagen mit einem Kostenaufwand von mehr als 5 Millionen
Mark hergestellt und von der Stadt Frankfurt die erforderlichen Hafen—
und Lagerhausanlagen im Kostenbetrag von rund 7 Millionen Mark
zur Ausführung gebracht wurden.
Da das für die großen Rheinschiffe erforderliche Fahrwasser durch
einfaches Vertiefen des Flußbetts nicht geschaffen werden konnte, so
mußte zur Erreichung dieses Ziels der Wasserspiegel des Flusses durch
Aufstauen künstlich gehoben werden. Auf der 35 kin langen Strecke
zwischen der Mündung des Mains und Frankfurt wurden zu dem
Zweck in Abständen von 6 bis 7 km sog. Nadelwehre errichtet, die
den natürlichen Lauf des Flusses hemmen und hierdurch ein ent—
sprechendes Steigen desselben nach oberhalb bis zum nächsten Wehr
hin bewirken. Diese Wehre stehen auf einem quer in das Fluß—
bett gelegten Fundament und bestehen aus eisernen Gerüsten, an die
dicht nebeneinander die das Wasser aufhaltenden, etwa 31/2 m langen
Hölzer oder „Nadeln“ angelehnt werden. Durch Herausnahme einzelner
Nadeln oder durch Dichterstellen derselben kann, je nachdem der natürliche
Wasserzufluß des Mains sich mehrt oder vermindert, ein Stauwasser—
spiegel von stets gleichbleibender Höhe erzielt werden. Falls Hoch—
wasser oder Eisgang eintritt, werden die Nadeln sämtlich entfernt, die
einzelnen Teile des Eisengerüstes („„Wehrblöcke“) voneinander gelöst
und auf den Boden des Flusses flach umgelegt.
Zur Verbringung der Schiffe von einer „Staustufe“ in die andre
ist bei jedem Nadelwehr am linken Flußufer eine Schiffschleuse errichtet,
die, aus einer gemauerten Kammer bestehend, sowohl mit dem Wasser
oberhalb des Wehrs („Oberwasser“), als auch mit dem Wasser unter—
halb („Unterwasser“) in Verbindung steht. Am obern und untern
Ende einer solchen „Kammerschleuse“ befinden sich Tore, durch deren
Offnung der Wasserstand in der Schleuse nach Belieben auf die Höhe