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Schwere körperliche Leiden zwangen den Minister von Roon, im
Dezember 1873 seine Entlassung zu nehmen; am 23. Februar 1879
starb er. Zwei Tage vorher hatte er zum letztenmal den Besuch
seines Kaisers erhalten, der seinem treuen Diener die Dankbarkeit bis
zum letzten Atemzug bewahrte.
3. Graf Helmut von Moltke.
Dem Mecklenburger Land, das uns schon den alten Blücher ge—
geben, verdanken vir auch Helmut Karl Bernhard von Moltte,
der am 26. Okltober 1800 zu Parchim als der Sohn eines dänischen
Generalleutnants geboren wurde. Da er sich dem Militärstand widmen
wollte, so brachte ihn sein Vater in die dänische Landeskadettenakademie
zu Kopenhagen, wo er 1818 die Offiziersprüfung bestand. Nachdem er
in Jahr als Hofpage gedient hatte, ward er 1819 Leutnant in einem
Infanterieregiment, welches zu Rendsburg in Garnison lag. Dem
jungen Offizier gaben schon damals eiserner Fleiß, energischer Wille,
gründliche Kenntnis des Dienstes neben Freundlichkeit und regem kamerad—
schaftlichen Gefühl eine hervorragende Stellung unter den übrigen Offi—
zieren des Regiments und gewannen ihm die Herzen derselben. Da
aͤber die Aussichten für die Offiziere damals im dänischen Heer nur
sehr geringe waren, so erbat Molike im Dezember 1821 seinen Abschied,
wandte sich nach Preußen und trat nach vorzüglich bestandener Offiziers—
prüfung als Sckondleutnant in ein zu Frankfurt a. O. garnisonierendes
Infanterieregiment ein. Schon 1823 besuchte er die allgemeine Kriegs—
schule hetzt Kriegsakademie) zu Berlin und beschäftigte sich in den fol—
genden Jahren aufs ernsteste mit den Militärwissenschaften, der Ge—
schichte und den neueren Sprachen. Im Jahr 1832 ward er zum
großen Generalstab kommandiert und bereits 1833 in denselben ein⸗
gereiht. In den Jahren 1835 bis 1839 hielt er sich im Orient auf,
machte hier eingehende militärische Studien, betätigte sich bei der Neu—
gestaltung der türkischen Armee uͤnd schrieb seine „Briefe über Zustände
und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839.“ Sie
sind ein Meisterwerk in der Darstellung, voll frischer Anschaulichkeit, reich
n Gedanken und gewürzt mit feiner Satire und gutem Humor. Außerdem
lieferte er treffliche Karten von Konstantinopel, den Befestigungen des Bos⸗
porus und Kleinasien. Im Jahr 1840 ward Moltke zum Generalstab des
hierten Armeekorps versetzt und zwei Jahre später zum Major befördert.
1848 wurde er Chef des Generalstabs in Magdeburg und 1855 erster
persönlicher Adjutant des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm von
Preußen, des spätern Kaisers Friedrich III, mit dem er nach Breslau
übersiedelte und dessen Begleiter er auch auf seinen Reisen nach Ruß⸗
land, London, Paris und Italien war.
As der nachmalige Kaiser Wilhelm J. für seinen erkrankten Bruder
Friedrich Wilhelm IV. die Regentschaft übernahm, wurde Moltke sein
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