Full text: Frankfurter Lesebuch für Fortbildungsschulen

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40. Michel le Blond, ein Prankfurter Goldschmiedl. 
Die Zunft der Goldschmiede in Frankfurt a. M. besab ein 
prãchtiges, mit silbernen Deckeln versehenes Buch, in das die 
Meister und ihre rubmwürdigsten Arbeiten zu ewigem Andenken 
verzeichnet wurden. Auffällig ist in dieser Liste, daß die bedeu- 
tendsten Meister der Frankturter Goldschmiedekunst keine gebo- 
renen Frankfurter, sondern Ausländer waren, und dab sie sich 
auch mehr in andern Künsten auszeichneten, denn in eigentlichen 
Werken des Goldschmiedes. Die Liste selbst geht nicht bis über 
den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts zurück, während die 
grobe Zeit der deutschen Goldschmiedekunst schon ein Jahrhundert 
früher in den süddeutschen Reichsstädten begonnen hatte. So 
wird als der erste bedeutendere Goldarbeiter in Frankfurt Heinrich 
Lautensack genannt, der in Bamberg 1522 geboren war, in Nürn- 
berg gelernt hatte und in Frankfurt dann neben seinem Handwerk 
die Malerei und die Kunstliteratur trieb. deine Merke über 
Winkelmaß und Richtscheite, über die Perspektive und über die 
Proportion der Menschen und Rosse fanden wegen ihres lehrreichen 
Inhalts einen ungewöhnlichen Beifall bei den Zeitgenossen und 
noceh spãter. 
Ein andrer Ehrenmann des Prankfurter Meisterbuches ist 
Theodor de Bry. Derselbe war ein geborener Niederländer aus 
Lüttich, kam ùm 1570 nach Frankfurt und gründete hier eine 
Buchhandlung, vährend er zugleich ein geschickter Goldschmied, 
Zeichner und Kupferstecher war. Gerade seine Kupferblätter sind 
es, die ihn berühmt gemacht haben; es möge dieser Umstand zur 
Oharakteristix der Prankfurter Goldschmiede beachtet werden. 
Durchweg zeichnen sie sich im sechzehnten und siebzehnten Jahr- 
bundert dureh eine über ihr ursprüngliches Handwerk hoch hinaus- 
gehende künstlerische Eigentümlichkeit aus, als sei Frankfurt da- 
kfür besonders anregend gewesen. 
Johannes von den Popelieren, ebenfalls kKein geborener Prank- 
furter, var als Goldschmieéd berühmt wegen seiner Kunst, Vappen 
in Edelstein zu schneiden, was damals noch für ein Geheimnis 
galt. Popelieren verfaßte auch ein Werk darüber, dessen Druck- 
—egung er ausdrücklich verbot; er vermachte es seiner Pamilie 
1640 wie einen Hausschatz, dessen Einsicht nur gegen ein Honorar 
von zehn Talern denen gestattet sein sollte, die für die Aus- 
übung der geheimen Kunst eine Anleitung ihres grobßen Moisters 
begebrten. 
Besonders rubmwürdig unter den Namen in der Frankfurter 
Goldschmiedeliste ist der von Michel le Blond. 
Wie schon der Name verrät, war er französischer Abstammung. 
Seine Eltern hatten sich vegen kriegerischer Bedrängnisse in 
ihrer Heimat zu Mons in der Vendée, vielleicht auch als Huge- 
notten, aus Frankreich geflüchtet und in dem reichen, blühenden 
Frankfurt niedergelassen. die erfreuten sich eines so bedeutenden
	        
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