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IV. Geschichtliches und Kulturgeschichtliches. 
gewehr, richtig gehandhabt, jede Attacke scheitern läßt, daß es sogar dazu 
nicht einmal mehr wie bei Langensalza 1866 des Karrees bedarf, daß die 
Reiterei also darauf verzichten muß, entscheidend in die Schlacht ein¬ 
zugreifen, wohl aber durch opferbereites Eintreten zur Entlastung der 
Infanterie in kritischen Augenblicken außerordentlich viel zur Abwendung 
eines Mißgeschicks beitragen kann. 
67. Galliffets Todesritt am Abend der Schlacht bei Sedan. 
Karl Bleibtreu. Dies iras. Stuttgart. 
Da ich mit dem Leben abgeschlossen, mich zum Tode verurteilt hatte, 
so sprengte ich direkt in der Richtung auf die einsame Pappel zu, die wie 
eine Grabzypresse über dem unermeßlichen Kirchhof des Schlachtfeldes von 
Sedan hin und her schwankte. Sie war die Zielscheibe, das Merkzeichen 
aller feindlichen Geschosse. . Roch immer feuerte dort die große Batterie 
mit heldenmütiger Standhaftigkeit, obwohl Offiziere und Bespannung 
getötet waren und feindliche Scharfschützen sie bereits rechts und links 
beschossen. Der Feind hatte wirklich die Ravelins von Floing erstürmt 
und nach wütendem Ringen Jlly weggenommen. Das Tor war zu, der 
Ring geschlossen, die letzte Rückzugsstraße gesperrt. 
Eben wollte ich mit Befremden mustern, wie die gesamten berittenen 
Streitkräfte sich plötzlich am „Calvaire“ (Leichenacker) von Jlly kon¬ 
zentriert hatten, als ein fallender junger Rekrut, der mit stammelndem 
„Ave Maria“ seine Arme sehnsüchtig nach etwas auszustrecken schien, 
mich auf ein seltsames Mirakel hinwies. Seinem Blicke folgend, be¬ 
merkte ich nämlich den kleinen Feldaltar der Vierge des Consolations 
aufrecht und unversehrt, während der Bleimantel sonst alles umfaßt 
hielt. Dieser Wallfahrtsort der Gegend schien noch jetzt dem Frieden 
geheiligt. Roch immer lächelte das Gnadenbild Madonnas, von steinerner 
Nische gedeckt, auf die Stürzenden herab, die sich hier zu ihren Füßen 
selber ihr Grab wühlten. Wie mancher arme Bursche, in Todesqualen 
sich windend, hat hier wohl inbrünstig um Schutz und Trost zu ihr 
emporgefleht! 
Und sie hätte sogar wirklichen Schutz gewähren können, weil ihr 
Stein eine erträgliche Deckung bot. 
„Hierher, Marquis!" bekräftigte mir das eine bekannte Stimme. 
Es war Galliffet, der, gemütlich seine Zigarette rauchend, sein Haupt 
gegen das Postament der Statue lehnte. 
„Nun?" fragte er mit langgezogenem, pfeifendem Ton; „wie steht's, 
Allwissender?"
	        
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