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machen kannst von dem Christenglauben, dem ich angehöre
mit Leib und Seele, den ich, wenn es sein muß, mit
meinem Tode besiegeln will."
Finster hatte die Greisin den Worten ihres Sohnes
zugehört; es entstand eine lange Pause. Endlich sagte
sie: „O daß Du damals gestorben wärest auf der Jagd;
es wäre ein rühmlicher Tod gewesen, und die Walküren
hätten Deine Seele hinaufgetragen nach Walhall! Stolz
erhobenen Hauptes hätte ich hintreten können unter die
Weiber unseres Gaues, und sie würden gesagt haben:
„Seht, dort steht die Jrmentrut, das Weib des wackern
Gerhart, der im Kampfe gegen die Feinde des Landes
gefallen; auch ihr Sohn ist erlegen im Kampfe mit dem
Eber, dem Verwüster unserer Felder!" Aber jetzt, was
wird jetzt Dein Schicksal sein? Du willst Dich unter¬
fangen, Deinen gekreuzigten Gott in unseren Wäldern zu
verkünden? Weißt Du, was Dir dann widerfahren wird?
Von Zorn übermannt werden die Jünglinge Dich, den
Abtrünnigen, erschlagen, eines unrühmlichen Todes wirst
Du sterben, hinunter wirst Du fahren in das Reich der
finsteren Hel, wo ewig kein Tag wird. Und wenn auch
jetzt unsere Krieger sich zurückgezogen haben vor dem bösen
Karl; es wird die Zeit kommen, wo sie wieder obsiegen
werden. Noch steht auf unserem Berge die heilige Jrmin-
sul, die das Weltall trägt; so lange sie steht, haben auch
die Götter unser Volk noch nicht verlassen."
„Du hast recht, Mutter," sagte der Mönch; „noch
steht die Jrminsul, Euer Götzenbild, vor dem Ihr, die
Ihr Euch freie Sachsen nennt, wie Sklaven Eure Kniee
beugt. Aber nicht mehr lange wird sie stehen; es ist be¬
reits beschlossen, sie umzustürzen. Du staunst, Du glaubst
nichts was ich Dir sage? Ich rede die Wahrheit, Mutter;
und ich, Dein Sohn Bruu, ich werde dabei helfen, sie
zu zerstören!"
Entsetzt kreischte das Weib auf, so daß selbst der
Hund erschrocken aufsprang und anfing zu bellen. „Du,"
schrie sie, „Du, den ich an meiner Brust genährt habe.
Du — Du —!" Die Stimme versagte ihr, sie sank