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nicht Gott und dem Mammon; aber dieselbe heilige Schrift sagt auch:
„Fürchtet Gott, ehret den König!“ und sagt damit, daß Gottesdienst und
Königsdienst sich nicht ausschließen. Im Gegenteil: Wer ein guter Christ
ist, wird auch stets ein guter Soldat sein, und darum will ünser Kaiser
„solche Soldaten haben, die ihr Vaterunser beten“.
Die Jugend braucht Vorbilder. Siehst du dort im Indischen Ozean
das gescheilerte Kanonenboot „Iltis““ Jeder Mann auf seinem Posten.
Der letzte Befehl des Kommandanten ein Hurra für den Kaiser. Dreimal
stimmt die Mannschaft aus voller Brust mit ein, und dann fangen sie an.
das Flaggenlied zu singen, und wie es allmählich verstummt, so sinken sie
einer nach dem andern ins Wellengrab in treuer Pflichterfüllung im Dienste
für Kaiser und Reich. — Und das andere Vorbild? Sieh dort in den
Wogen der Nordsee das gekenterte Torpedoboot. Die Mannschaft im Raume
ist verloren. Da faltet ihr Führer, ein Prinz von Mecklenburg, seine
Hände: Kameraden, laßt uns den Herrn um einen schnellen, seligen Tod
bitten! — und mit dem Vaterunser äuf den Lippen und im Herzen sterben
sie den Seemannstod im Dienste für Kaiser und Reich.
3. Meine Kaserne.
Aus „In des Königs Rock“, Sammlung 9.
Durch die Straßen der Garnison marschiert mit klingendem Spiel ein
Bataillon (spr.: Bataljön) Infanterie. Eine Menge Menschen begleiten die
Truppe zur Rechten und Linken. Jetzt schwenkt der Zug ab auf ein großes Haus
mit vielen Stockwerken. Vorn am Tor steht die Wache mit „Gewehr über“.
Mit dröhnendem Schritt marschieren die Soldaten durch das Tor und ver—
schwinden vor den Blicken der neugierigen Menge. „Bataillon, Halt!“
Deutlich hört man draußen noch einige andere Kommandoworte, dann den
Befehl: „Tretet weg!‘ Und nun beginnt ein bewegtes Leben und Treiben.
Die Gewehre werden in die Stützen gestellt, die Uniformen gereinigt; hier tritt
eine Kompagnie (spr.: rn zusammen, das Essen zu holen, dort hat eine
andere Appell, und wenn der Nachmittag kommt, stehen die Mannschaften wieder
auf dem großen Hofe in des Königs Dienst oder haben auf einer Stube In—
struktion über die Pflichten des Soldaten. Es ist ein fortwährender Dienst—
betrieb von früh bis spät. Ähnlich geht's bei der Kavallerie und Artillerie,
nur daß hier außerdem noch der Grundsatz gilt: „Erst der Gaul und dann
der Mann!“ Wird's aber dunkel draußen, und hat der Soldat sein Abend—
essen verzehrt, vielleicht auch noch die letzte Putzstunde gehabt, dann fängt
der Spielmann der Wache draußen mit seinem Horn an zu „locken“. Schau,
wie dann einzelne Soldaten die Beine unter den Arm nehmen und durchs
Tor laufen; denn eine Viertelstunde darauf wird der Zapfenstreich geblasen.
Die Lichter werden ausgelöscht; die Mannschaften liegen in ihren Betten,
nur der Wachtposten am Tor geht schweigend auf und ab.
Kamerad, was ist das für ein Haus? „Das ist meine Kaserne“,
sagst du, und wenn du ein rechter braver Soldat bist, dann sagst du das
mit einem gewissen Stolz. Es ist zwar, von außen angesehen, kein be—
sonders schönes Haus, aber drinnen sind die Wände doch geschmückt mit
manch gutem Bild. In einer Kaserne sah ich sogar große Schlachten—
gemälde auf der Wand, welche die kunstgeübte Hand eines Soldaten mit
dem Pinsel dorthin gezaubert hatte. Es ist keine Kaserne ohne Schmuck und
Zier. Vor allem ist drinnen viel Luft und Licht, und mancher Soldat