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arbeiten kann, daß aus beiden zusammen eine neue Luft wird, die gar nicht
ein bißchen rußig ist.
Also, was ist eine chemische Verbindung? — Fast alle Dinge,
die man im gewöhnlichen Leben oder in der Natur zu Gesicht bekommt, sind
nicht einfache Stoffe, sondern sie sind zusammengesetzt aus verschiedenen
Stoffen. Nur einzelne Metalle, wie Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei,
gZink u. s. w., sind einfache Stoffe, Elemente, und kommen im gewöhn⸗
uͤchen Leben vor. Die Chemie hat sich aber die Aufgabe gestellt, heraus⸗
zubringen, aus wieviel einzelnen Stoffen die Welt besteht, und hat zu
diesem Zwecke alles, was nur zu haben ist, der Untersuchung unterworfen.
Bei dieser Untersuchung fand sich dann, daß die vielen Millionen Dinge,
die auf der Erde vorhanden sind, nur aus etwa siebenzig einfachen Stoffen
bestehen, die in verschiedener Weise miteinander verbunden sind.
Wer in aller Welt würde glauben, daß z. B. Kochsalz aus zwei
Dingen besteht, von denen das eine ein Metall und das andere eine giftige
Luftart ist; und doch ist es so. Das Metall heißt Natrium und die Luft—
art Chlorx. Diese beiden sind Grundstoffe, die, wenn sie sich chemisch ver⸗
binden, Kochsalz werden.
Salz ist also kein Grundstoff. Aber man glaube ja nicht, daß aus
Natrium etwa nichts weiter gemacht werden könne als Kochsalz, oder daß
das Chlor nur dazu gebraucht würde. Das Natrium verbindet sich mit
vielen anderen Stoffen zu ganz anderen Dingen und das Chlor nicht minder.
Und so ist es mit allen Grundstoffen; sobald sie sich chemisch mit einem
anderen Stoffe verbinden, wird aus ihnen ein ganz anderes Ding, das weder
im Ansehen, noch im Geschmack, noch im Geruch den Grundstoffen oder
einer anderen Verbindung derselben ähnlich ist.
Wie aber ist es mit der chemischen Verbindung? Wie wird sie bewerk—
stelligt? Wodurch wird sie hervorgerufen? Kann man alle Dinge in der
Weli chemisch verbinden? — Hierauf gibt die Chemie folgende Antwort:
Die etwa siebenzig Grundstoffe oder Elemente haben die besondere
Eigenschaft, daß unter gewissen Umständen die kleinsten Teilchen eines Stoffes
eine Anziehung ausüben auf die kleinsten Teilchen eines anderen Stoffes,
und dadurch verbinden sich zwei Stoffe durch eine eigene Kraft der An—
ziehung und bilden in ihrer Vereinigung ein ganz neues Ding, das den
Stoffen oft gar nicht mehr ähnlich ist.
Man bezeichnet diese Neigung eines Stoffes, sich mit einem anderen zu
verbinden, gewöhnlich mit dem Namen „Verwandtschaft“ und sagt z. B.
„Der Sauerstoff hat eine chemische Verwandtschaft zur Kohle und verbindet
fich mit ihr chemisch, um Kohlensäure zu bilden“. Allein diese Bezeichnung
„Verwandtschaft“ führt leicht irre, denn man glaubt, daß die Stoffe, die
eine Verwandtschaft zu einander haben, auch untereinander in irgend einer
Weise sich gleich oder ähnlich sein müssen, wie das eben im gewöhnlichen
Leben bei Verwandten der Fall zu sein pflegt. — Die Sache ist aber gerade
umgekehrt: je verschiedener und abweichender die Eigenschaften zweier Stoffe
voneinander sind, desto lebhafter findet ihre Verbindung statt. Zwei Stoffe,