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Allerdings erfahren wir, dab schon im 15. Jahrhundert die deutschen
Hofmeister zu Wagen reissten, und im 16. Jahrhundert wurde dieser
Gebrauch bei vornehmen Personen und bei Geistlichen allmählich
häufiger, während sich die Rüstigen beiderlei Geschlechts noch immer
liebe der Pferde bedienten. Um 1550 kamen von Ungarn her die
aus dem NMorgenlande stammenden Arben nach Deutschland, wo
sie Kutschen genannt wurden. Nan hielt es jedoch für eine unmänn-
liche Weichlichkeit, dieser Fuhrwerke sich zu bedienen, und der
Herzog Julius von Braunschweig verbot 1588 geradezu den Gebrauch
derselben, weil dadurch edie männliche Tugend, Redlich-, Tapfer-⸗, Ehr-
bar- und Standhaftigkeity deutscher Nation beeintrãchtigt würde und das
utschenfahren gleich dem Faulenzen und Bärenhäutern» wäre. Die
Anfänge des deutschen Postwesens sind die «Briefsställey und «Reit-
posteny, welche der deutsche Orden zu Ende des 14. Jahrhunderts
in Preuhen einrichtete. Auch die Hansa hatte Posten und zwar
bereits Fahrposten. Im Jahre 1516 richtete auf Befehl Maximilians J.
Franz von Thurn und Taxis den ersten regelmäbigen Postkurs zwischen
Brussel und Wien ein. Nach diesem Vorbilde kamen dann in ver-
chiedenen Reichsländern Posten auf, die seit der Mitte des 17. Jahr-
nderts auch die Befõörderung von Personen zu übernehmen anfingen.
Doch war bis ins 18. Jahrhundert der Personentransport um s0 mehr
Nebensache, als die meisten Reisenden anstanden, ihre gesunden
Glieder den Posstwagen anzuvertrauen. Einen erfreulichen Wende-
punkt im deutschen Posstwesen bezeichnet erst die Einrichtung der
Filwagenkurse von 1824 an. Wer den Gang der Taxis schen «Post-
cChneckey noch miterlebte, hat gewild seine erste Eilwagenreise mit
grober Befriedigung gemacht.
169. Die französische Revolution.
Durch die auflõösende Schärfe des Verstandes, welcher alles
untersuchte und zergliederte; durch das Zusammentreffen eines
solchen scharfen und sehneidenden Geistes in den Wissenschasten,
in den Künsten, den Lebensverhältnissen, sowie in den Begriffen
über den Staat, über Regenten-, Volks- und Menschenrechte;
dureh das Beispiel König Friedrichs und Kaiser Josephs sogar von
den Thronen herab angeregt: hatten sich die Menschen allmahlich
gewöhnt, auch das Pesteste für wandelbar, das durch Alter und