1535 
bis 
1571 
— 144 — 
zuwider, seine beiden Söhne Joachim und Johann teilen, und 
zwar so, daß dem jüngeren, gewöhnlich Johann von Küstrin 
genannt, die Neumark nebst den Gebieten in der Niederlausitz 
zufiel. 
Joachim II war gleich seinem Vater ein gerechter, dabei 
aber auch ein milder und freigebiger Herr, der es sich von 
Herzen angelegen sein ließ, die geistige und materielle Wohl¬ 
fahrt seines Volkes zu fördern. Er gab eine Reihe der treff¬ 
lichsten Gesetze, sorgte für Bildung und Aufklärung und be¬ 
günstigte Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel. Unter dem Beirat 
seines klugen Kanzlers Lampert Distelmeier brachte er 
die innere Verwaltung auf einen besseren Fuß, verlieh der 
Rechtspflege festere Formen und traf zweckmäßige Anordnungen 
für eine geregelte Finanzwirtschaft. Gegen den immer mehr 
um sich greifenden Luxus erließ er scharfe Bestimmungen, 
namentlich bekämpfte er die alberne Mode der „Pluderhosen", 
welche mit ihren zahllosen Falten und gepufften Schlitzen oft 
hundert Ellen Zeug erforderten und so viel wie ein kleines 
Landgut kosteten. Der herrschende Aufwand bewies indes auch 
die erfreuliche Thatsache, daß es nicht an Wohlhabenheit in 
den Marken fehlte, und daß unter dem Schutze des Friedens 
die bürgerlichen Geschäfte rasch aufblühten. So gab es damals 
in Stendal, dem Hauptsitz der Tuchweberei, an 800 Meister 
dieses Handwerks, und Frankfurt, wo die Waren für den 
deutschen Nordosten zusammenflössen, stieg zu einem der größten 
Handelsplätze jener Gegenden empor. Auch die Universität 
kam wieder in erhöhte Aufnahme, und ebenso wurde für das 
übrige Schulwesen von dem den Wissenschaften und der Volks¬ 
bildung zugeneigten Kurfürsten gar manches gethan. Dem 
Nützlichen aber suchte Joachim das Schöne an die Seite zu 
stellen, für das er selbst einen ganz besonderen Sinn besaß. 
Er berief geschickte Baumeister, Bildhauer, Maler und Musiker 
nach Berlin, um durch ihre Talente den Glanz seiner Residenz 
zu vermehren; er ließ die alte Burg an der Spree nieder¬ 
reißen und stattlicher wieder aufbauen, schmückte den von ihm 
daneben errichteten Dom mit goldenen und silbernen Statuen 
und legte in verschiedenen Teilen der Mark Jagd- und Lust¬ 
schlösser an. Dabei veranstaltete er prächtige Ritterspiele, 
Wettrennen, Tierhetzen und sonstige Festlichkeiten, gab schwel¬ 
gerische Mahle und entwickelte überhaupt einen Prunk, wie er 
nur eine reiche Phantasie zu ergötzen vermag. Natürlich ver¬ 
brauchte er mit derartigen Liebhabereien, welche zu den Luxus¬ 
gesetzen in direktem Widerspruch standen, bedeutende Summen, 
und was die kostspielige Hofhaltung nicht verschlang, das 
wanderte in die Taschen seiner Günstlinge und Freundinnen,
	        
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