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189. Aus einem Briefe der Konigin Lauise. (1808.
Bestey Vater!
I. Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch fiüir jelat.
Für mein Leben hoffe ich nichts meliy, ich habe mich ergeben, und in
dieser Ergebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetat runig.
Es wird mir immer hlarer, daß alles so Rommen mußte, wie es ge-
kommen ist. Die gölttliche Porsehumg leitet unverhennbar neue Wellt-
austũnde ein, und es soll eine andere Ordnumg der Dinge werden, da
die alle sich überlebt hat. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren
Friedrichs des Großen, der als Herr seines Jahrhunderts eine neue
Zeit schuf. Wir sind mit ihr nicht fortgeschritten, deshalb überflügelt
sie uns. — Das sieht niemand hlarer ein als der König. Noch eben
natte ich mit ihm daruũber eine lange Unterredung, und er sagte wieder-
holt. Das muß auch bei uns anders werden!“
Gewiß wird es besser werden, das verbürgt der Glaube an das
vollpommenste Wesen. Aber es Rann nur gut werden in der Welt
durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser
Napoleon Bonaparte fest und sicher auf seinem jelat glänaenden
Ihrone ist. Pest und ruhig ist nur allein Wahrheit und Gerechtig-
heit, und er richtet sich nicht nach ewigen Gesetaen, sondern nach
Umstãnden, wie sie nun eben sind. Dabei beslecht er seine Regierung
mit vielen Ungerechtigheiten. Man muß ihn mehr bewundern, als
man ihn lieben Rann. Er ist von seinem Glũüch geblendet und meint,
alles ꝛu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung, und wer nicht
maßnhalten Rann, verlieyt das Gleichgewieht und fällt. Ich glaube
fest an Gott, also auch an eine sittliche Weltordnung. Diese sehe ich
in der Herrschaft der Gewalt nicht; deshalb bin ich der Hoffnumg, daß
auf die jetaige böse Zeit eine bessere folgen wird.
2. Gern werden Sie, lieber Vater, hören, daß das Unglüch, das
uns getroffen, in unser häusliches Leben nicht eingedyungen ist, es
vielmer befestigt und uns noch werter gemacht hat. Der König,
der beste Mensch, ist giütiger und liebevolley als je, und noch gestern
sagte er schlicht umd einfach, mit seinen treuen Augen mich ansehend,
zu mir· Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch werter und lieber
geworden. Nun weiß ich aus Erfahrung, was ich an diy habe.“ Bis
u Trãänen rihrte mich seine Güte. Es ist mein Stola, meine Rreude
und mein Glück, die Liebe und Zusviedenheit des besten Mannes 2u