Full text: [Band 1 = 2. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 1 = 2. Schuljahr, [Schülerband])

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As das der Schãferbursche vernahm, sprach er, er wolle sich erst 
noch einen Taꝗg darüber besinnen, am anderen Tage aber bestimmt 
erklãren, ob er sich getraue, die Sache zu unternehmen oder nicht. 
Die Frist ward ium gewãährt. Als er nun ratlos auf den Bergen umher- 
lief, begegnete ihm ein altes Mütterchen und fragte ihn nach der 
Ursache seiner Trauriqkeit. Er aber sagte: „Ach, mir kann niemand 
helfen!‘ Da sprach das graue Mütterchen: „Urteile nicht so vor- 
eiligl Sage dein Anliegen, vielleicht kann ich dir helfen!‘ Also 
erzãhlte er ihr die Aufgabe, und das Mũtterchen gab ihm ein Pfeifchen 
und sagte: „Heb es wohl auf, es wird dir nützen!“ Und ehe noch 
der Bursch sich bedankt hatte, war die Alte verschwunden. 
Nun ging er fröhlich hin zum König und sprach: „Ich will die 
Hasen hüten.“ Sie wurden aus dem Stalle herausgelassen; aber 
als der letzte heraus war, sah man den ersten schon nicht mehr, 
der war schon über alle Berge. Der Bursche aber ging hinaus aufs 
Feld und setzte sich auf einen grünen Hügel und dachte: Was fang' 
ich an? Da fiel ihm sein Pfeifchen ein; er tat es schnell heraus 
und pfiff; da kamen die hundert Hasen alle wieder gesprungen und 
weideten lusfig um ihn her an dem grünen Hügel. Als es Abend 
war, zog der Bursche mit seinen Hasen heim und zählte sie dem 
Kõönige vor, alle hundert in den Stall hinein. 
Der König begann: „Die erste Aufgabe ist gelöst, und nun geht 
es an die zweite. Merk auf! Hundert Maß Erbsen und hundert 
Mabß Linsen liegen auf meinem Boden; diese habe ich untereinander 
schütten und wohl durchmengen lassen. Wenn du diese in einer 
Nacht ohne Licht auseinander sonderst, dann hast du die zweite 
Aufgabe vollbracht.“ Der Bursche sprach: „Ich kann es.“ Da wurde 
er auf den Boden gebracht, und die Tür wurde fest verschlossen. 
Als nun alles im Schlosse ruhig war, pfiff er auf seinem Pfeifchen; 
alsbald kamen viele tausend Ameisen gekrochen und wimmelten und 
kribbelten so lange, bis die Erbsen wieder auf einem besonderen 
Haufen waren und die Linsen auch. So fand der König frühmorgens 
die Aufgabe gelöõst, die Ameisen aber sah er nicht; denn sie waren 
wieder fortgelaufen. 
Der König verwunderte sich und sprach: „Ich will dir nun auch 
die dritte Aufgabe sagen. Wenn du in künftiger Nacht dich durch 
eine grobe Kammer voll Brot hindurchissest, daß nichts übrig bleibt, 
dann hast du die dritte Aufgabe vollbracht und sollst meine Tochter 
haben.“ Als es nun dunkel war, wurde der Bursche in eine Brot- 
kammer gesteckt; die war so voll, dab nur an der Tür ein Dlätzchen
	        
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