Object: Gedichte und Prosa (Teil 4, [Abteilung 1 und 2])

Herder. 
IVI 35 
Um den Greis, bedeckete sein Antlitz, 
Stumm und starr; dann stürzte statt der Antwort 
Aus den Augen ihm ein Strom von Thränen. 
Auf die Kniee sank Johannes nieder, 
55 Küßte seine Hand und seine Wange, 
Nahm ihn neugeschenket vom Gebirge, 
Läuterte sein Herz mit süßer Flamme. 
Jahre lebten sie jetzt unzertrennet 
Mit einander; in den schönen Jüngling 
60 Goß sich ganz Johannes schöne Seele. 
Sagt, was war es, was das Herz des Jünglings 
Also tief erkannt und innig festhielt 
Und es wiederfand und unbezwingbar 
Rettete? Ein Sankt-Johannes-Glaube, 
65 Zutraun, Festigkeit und Lieb und Wahrheit. 
32. Erlkönigs Tochter. 
Herr Oluf reitet spät und weit, 
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut; 
Da tanzen die Elfen auf grünem Land, 
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand. 
„Willkommen, Herr Oluf, was eilst von hier? 
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir l⸗ 
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, 
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.“ 
„Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir! 
10 Zwei güldne Sporen schenk ich dir; 
Ein Hemd von Seide so weiß und fein, 
Meine Mutter bleichts mit Mondenschein.“ 
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, 
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.“ 
15 „Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir! 
Einen Haufen Goldes schenk ich di 
„Einen Haufen Goldes nähm ich wohl; 
Doch tanzen ich nicht darf noch soll.“ 
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