Full text: [Band 1 = 2. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 1 = 2. Schuljahr, [Schülerband])

DORDOOooooooooooo 58 Doooooooooooooo 
88. Die Gärtnerei. 
Ilse Frapan. 
Wenn man die langen Straßen ansieht, wo ein haus neben dem 
andern steht, wie freut man sich über einen grünen Flecken zwischen 
all' den grauen Mauern. Solch ein grüner Fleck ist nah' bei uns; 
es ist eine Gärtnerei. Statt der Hhausmauer läuft ein holzstaket an dem 
grünen Fleck hin, und hinter dem Staket stehen große und niedrige 
Bäume, und Blumen blühen da auf langen Beeten. 
Ich stehe gern am Staket und gucke in den großen, schönen Garten. 
Ich sah dort im Frühling Maiglöckchen blühen und gelbe Tulpen. Im 
Sommer standen viele, viele Rosen dort in Blüte, rosa waren sie und 
dunkelrot, gelb und weiß, und ihr süßer Duft wehte über die ganze 
Straße. Im herbste sah ich im Garten Astern in allen Farben und leuch— 
tende Georginen, rote und gelbe. Auch blühte dort Reseda und duftete 
lieblich wie Himbeeren. Zwischen den Beeten sah ich den Gärtner mit 
der großen Gießkanne gehen. Vorsichtig begoß er die Pflanzen; immer 
machte er nur die Blätter naß, niemals die bunten Blumen. Oft auch 
sah ich ihn graben mit dem großen, blanken Spaten. Das war schwere 
Arbeit. Auf seiner Stirn stand Schweiß. Er legte neue Beete an. Viele 
lange Beete sah ich, mit Glasfenstern darüber. 
Rönnte ich nur einmal in die Gärtnerei hineinkommen! dachte ich. 
heute ist nun mein Wunsch erfüllt worden. „Sieh,“ sagte Mutter, 
„unsere Kalla ist krank; sie hat lauter gelbe Blätter und will nicht 
blühen. Ich glaube, die Erde ist schlecht. Komme mit mir zum Gärtner, 
er soll die Kalla umpflanzen.“ Fröhlich nahm ich meine Mütze. Ich 
trug die Kalla. Wenn ich Mutter etwas tragen kann, so tue ich es mit 
Freuden. 
Wir kamen in die Gärtnerei. Wie freute ich mich, als ich endlich 
in den schönen Garten durfte. Der Gärtner kam uns entgegen. Er 
heißt Herr Harms. Im Arm trug er eine Menge leere Blumentöpfe. — 
„Meine Kalla hat voriges Jahr so schön geblüht, aber jetzt ist sie 
krank!“ sagte Mutter. — herr harms betrachtete die Pflanze, kehrte 
den Blumentopf um und schüttelte so die Kalla heraus. „Ja, sie ist 
krank“, sagte er. — „Woran sehen Sie das, herr harms?“ — „Die 
Wurzeln sind braun und vermodert; eine gesunde pflanze hat weiße 
Wurzeln.“ — „Woher ist sie krank geworden?“ — „Sie hat zu kaltes 
Wasser bekommen, man muß die Zimmerpflanzen mit lauwarmem Wasser 
begießen, sonst wird die Erde sauer.“ — „Kann die Kalla nicht wieder 
gesund werden?“ fragte ich. herr harms lächelte. „Wir wollen ihr
	        
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