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Vierte Periode. 133—31 v. Chr. Roms Verfall
Erster Abschnitt. 133 — 79.
a) 133 — 121.
J. v.Chr.
J. d. St,
j
Innere Geschichte.
133
621 J
Redner: Tib. und C. Sempronius Gracchus, C. Papirius Carbo.a) Der Satirendichter: C. Lucilius. b
Tib. Sempronius Gracchus0 erneuert als Volkstribun das Ackergesetz des Licinius.d Er lässt
seinen auf der Einsprache beharrenden Collegen M. Octavius durch das Volk absetzen;6 worauf sein
Gesetz durchgeht und zur Ausführung desselben ein Collegium von 3 Männern ernannt wird/
Gegen Ende des Jahres wird er von den Optimaten unter Führung des P. Scipio Nasica erschlagen.5
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623
Zum ersten Male zwei Plebejer Censoren.h
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Tod des P. Cornelius Scipio Africanus minor.1
Hispaniensi, die Lebensbeschreibungen des Jul. Cäsar und Octavianus
von C. Suetonius Tranquillus (blühte unter Trajan und Hadrian),
für den Mitbridatischen Krieg Memnon bei Photius, p. 729 ff. ed.
Eothom. zu bemerken, welcher letztere namentlich die in seiner Vater¬
stadt Heraclea am Pontus und in deren Näbe vorgefallenen Ereignisse
genauer und vollständiger erzählt, als irgend ein anderer Schrift¬
steller. Endlich bieten auch die Stücke aus den Annalen des Granius
Licinianus, welche von G. H. Pertz in einem Codex rescr. des brit.
Museums entdeckt und dann von C. Pertz im J. 1857 (zum zweiten
Male von einer Heptas philologorum Bonnensinm, 1858) heraus¬
gegeben worden sind, manches Interessante.
a) Veil. 11,9: Eodem tractu temporum nituerunt oratores —
duo Gracchi (s. Cic. Brut. §. 103 —104. 125—126), C. Fannius (s.
ebend. §. 99, Cons. im J. 122), Carbo Papirius (s. ebend. §. 103 —106.
333, Cons. im J. 120).
b) geb. im J. 148, gest. 103. (Die Angaben über die Geburts¬
und Todesjahre der Schriftsteller beruhen hier und auch sonst, wo
nichts Anderes bemerkt ist, auf der Chronik des Eusebius, in Bezug
auf das Geburtsjahr des Lucilius ist aber zu bemerken, dass dasselbe
wegen der anderweiten Nachrichten über sein Leben, namentlich über
seinen Umgang mit Scipio und Laelius, jedenfalls weiter zurück,
wahrscheinlich in das J. 180 zu setzen ist.) Vergi. Veli. II, 9 : Celebre
et Lucili nomen fuit, qui sub P. Africano Numantino bello eques
militaverat. Vergi. Hwat. Sat. I, 1. 4. II, 1, 62 u. ö. Quint, Inst.
X, 1, 93.
c) Sein Vater war Tib. Sempr. Gracchus, über welchen s. S. 57,
Anni. 12, seine Mutter Cornelia, die Tochter des P. Cornelius Scipio
Africanus maior, sein Schwiegervater Appius Claudius, s Flut. Tib.
Graccli. 1, 4. Vellei. II, 2. Eine zusammenhängende Erzählung über
sein Unternehmen und seinen Ausgang enthalten Appian (de bello civ.
I, 7—17) und Plutarch (Vita Tib. Gracchi).
d) Appian. a. a. 0. 9: T. 2. civtxaiviÇe ròv vó/uov,
[xr¡Séra twv TTSvraxoaiwv nlédnwv nXéov ïyuv, natal S' aviwv
vTTfQ tòv nakaiòv róuov 7TQogtTÍ&ei ree r¡{¿íota tovtcdv. Livius
(Epit. LVIII) fügt noch hinzu: legem se promulgaturum ostendit, ut
eis, qui Sempronia lege agrum accipere deberent, pecunia, quae regis
Attali fuisset, divideretur, vergi. Flut. a. a. O. 14. Aurel. Victor de
vir. illu&tr. 64. Das Gesetz bezog sich übrigens lediglich auf den
Ager publicus, s. Appian. 7. Cic. de leg. agr. II. §. 10. 68. Der
Beweggrund des Gracchus ist nicht mit Cicero {Brut. §. 103 de liarusp.
resp. %. 43) und Vellejus (II, 2) darin zu suchen, dass der Senat das
numantische Bündniss (s. S. 58. Anm. 4) verwarf, sondern vielmehr
in den Verhältnissen der damaligen Zeit, welche von der Art waren,
dass sie in einem von Vaterlandsliebe erfüllten Gemüthe dergleichen
(freilich unausführbare Entschliessungen hervorrufen konnten Alle
Macht und aller Reichthum waren nämlich in den Händen Weniger
(der Nobiles, Optimates oder Boni viri, wie sie genannt werden),
während die Menge in Noth und Mangel schmachtete, s. vorzüglich
fiallust. Jug. 41—42, vergi. Plut. 8. 9. Appian. 7.
e) S. Flut. 10—12. Appian. 12. Mit Recht nennt Plutarch (11)
diesen Schritt ein eçyov ov vófiifiov ovSk Ì7risixés. Auch schadete
sich Tib. Gracchus dadurch sehr in der öffentlichen Meinung, s.
Flut. 15.
f) Die Triumviri sind Tib. Gracchus, sein Bruder C. Gracchus
und sein Schwiegervater Appius Claudius, s. Flut. 13. Appian. 13.
g) S. Flut. 16 —19. Appian. 14 —16. (Cic.) Eliet. ad Her. IV.
§. 68. Nach Flut. 19 fielen von der Partei des Gracchus über 300.,^
Scipio Nasica stellte sich als Privatmann an die Spitze der Optimaten,"
weil Gracchus eben nahe daran war, für das folgende Jahr wieder f--<
zum Tribunen erwählt zu werden. Die Folgen: Cic. Eep.l. §.31:
Mors Ti. Gracchi et iam ante tota illius ratio tribunatus divi s it
populum unum in duas partes; Sallust, Jug. 31, 7: Occiso
Ti. Graccho, quem regnum parare aiebant, in plebem Romanam quae-
stiones habitae sunt. Indess verfuhr die Partei der Nobiles jetzt
noch mit einiger Vorsicht, so dass selbst der Urheber des Auf¬
standes, Scipio Nasica, unter einem ehrenvollen Vorwande verbannt
wurde, s. Flut. 21. An die Stelle des Ti. Gracchus und des bald
darauf gestorbenen Appius Claudius wurden zwei Anhänger dieser
Partei C. Papirius Carbo und M. Fulvius Flaccus zu Triumvirn für
die Vertheilung der Ländereien ernannt, s. Appian. 18. (vergi. Ftut.
21), die Vertheilung selbst aber nahm in Folge der Gegenwirkungen
der Nobiles und anderer in den Umständen liegender Hindernisse
geringen Fortgang, s. besonders Appian. 17—21. 18: y.ai ovSev
àXV r¡ TtávTwv uváaraoig íyíyvtro, /j.tTa(peQO¡uévct)v ts y.al /unoi-
xiÇo/Jtvcov lç iiXlÓTQict. Dass die Senatspartei in der nächsten Zeit
das Uebergewicht hatte, geht unter Anderem daraus hervor, dass sie
im J. 131 einen Gesetzesvorschlag des C. Papirius Carbo, dass die
"Wiedererwählung der Volkstribunen gestattet sein sollte, durch Scipio
Africanus vereitelte, s. Cic. de amie. §. 96, und im J. 126 den C. Grac¬
chus, im J. 125 den Fulvius zu beseitigen wusste..
h) liv. LIX: O- Pnmneiiis Q,. Metellus tunc primum uterque ex
plebe facti censores lustrum condiderunt ; censa sunt civium capita
trecenta duodeviginti milia octingenta viginta tria praeter pupillos et
viduas.
i) Scipio zerstörte seine Popularität durch seine Aeusserungen
über Gracchus, s. Vellei. II, 4: Hic eum interrogante tribuno Car¬
bone, quid de Tiberii caede sentirei, respondit, si is occupandae
reipublicae animum habuisset, iure caesum. Et cum omnis contio
acclamasset, Hostium, inquit, armatorum toties clamore non territus
qui possum vestro moveri, quorum noverca est Italia? Vergi. Valer.
Max. VI, 2, 3. Liv. LIX. Cic. de rep. I. §. 14. 31. Auch wirkte er
der Ausführung des Ackergesetzes dadurch entgegen, dass er den
Triumvirn die Entscheidung über die. in dieser Sache entstehenden
Processe entzog, s. Appian. 19. Daher das Volk keinen Schmerz,
sondern Freude über seinen Tod empfand; daher auch die verschie-