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Geisteskraft unterhielt er sich mit uns heiter, freundlich und mit der
holdseligen Miene eines Verklärten. Er trank eine Tasse Thes, die
ihm meine Cousine Oberkirch reichte, scherzte noch mit meinen Mäd¬
chen Caroline und Marie, die er sehr liebte, und sagte meiner guten
Frau und der Gräfin Marschall die herzlichsten Dinge. Nun schlug's
8 Uhr und es wurde auf sein Verlangen Steinwcin gebracht. Er
selbst brachte die Toaste (Trinksprüche). Der erste war herzlicher,
überfließender Dank und Frcundschaftsversicherung gegen uns Alle.
— Nach einer Pause begehrte er wieder etwas Wein und sein^Toast
war: „Liebe! — Leben!" — wahrlich! sein Bild, denn Leben und
Liebe war Eins in ihm. — Nun trat eine längere Pause ein. —
Man sah, es arbeitete mächtig in seinem Innern: endlich nahm er
noch ein Bischen Wein und sagte mit einer unaussprechlichen Rüh¬
rung und Lieblichkeit: „Gottes Wille!" — . .
„Hier ward das Opfer seiner selbst gebracht und der Engel
erschien.....
„Rach 36 Stunden wandelte er nicht mehr unter uns."
Am 10. Februar (1817), nachdem er in seiner Wohnung die
heiligen Sacramente empfangen und mit seinem Beichtvater, Herrn
Pfarrer Wittmann, in lateinischer Sprache gebetet hatte, verschied
er Nachmittags halb 2 Uhr — himmlische Verklarung in seinem
leuchtenden Antlitz.
Unter den Hallen der majestätischen, hrmmelanstrebcnden Dvm-
kirche zu Regensburg.ruhen seine Gebeine. Am 14. dieses Monats
waren sie unter feierlichem, dem hohen Stande des Abgeschie¬
denen angemessenen, Gepränge dahin gebracht worden. Seine große
Familie konnte ihren Schmerz um diesen unersetzlichen Verlust nicht
ertragen. Diese große Familie waren alle Arme der Stadt und
Umgegend. Tausende weinten und schluchzten an heiliger Statte.
Ihr Vater und Versorger war ja! geschieden.