Full text: [Septima, [Schülerband]] (Septima, [Schülerband])

3. Einfluß der Gedank. tt. HaM. auf re. 24; 
Naturzustand gestellt waren: so mußten sie nothwendig 
der Kultur Abbruch thun, und hingegen auch durch die- 
se (Kultur) Abbruch leiden, welches so lauge dauern 
wird, bis endlich einmal nach langem Wirken und Ger 
genwirken die Kultur mit der Natur ins Gleichgewicht 
komt, und beide zusammen in schöner Harmonie nach 
Einem Ziele streben. Dies ist die (noch zu ersteigende) 
höchste Stufe der sittlichen Bestimmung deS Menschen¬ 
geschlechts „ *). 
Aus dieser Darstellung deS Ganges und des eigent- 
Sichen Zwecks der Kultur, in so fern dabei auf das 
Ganze gesehen wird, kann nun auch der über die 
fürchterlichen Folgen des verirrten Geschlechtstriebes be¬ 
kümmerte Menschenfreund zu seinerBeruhrgung einigen 
Trost hernehmen. Die rege gewordne Vernunft übt 
riämlich zuerst (und auch dies ist unvermeidlich) ihre 
Kräfte an physischen Gegenständen, welche Beziehung 
auf Instinkte und Triebe haben, und dies gibt der 
Sinnlichkeit des kultivieren Menschen eine künstliche 
Stärke, ein gefährliches Uebergewicht. So lange der 
Mensch bloß dem Rufe der Natur (Instinkten und Trie¬ 
ben) gehorcht, befindet er sich wohl; er ißt und trinkt 
nicht ohne Hunger und Durst; es fällt ihm nicht ein, 
den Geschlechtstrieb zu befriedigen, bis inneres phy¬ 
sisches Bedürfniß ihn treibt. Dieser Zustand ist aber 
von keiner Dauer (und soll es auch nicht seyn), denn 
bald erwacht die Vernunft, und erweitert die Grenzen 
Q z der 
*) Mnthma-ßlicher Anfang der Menfchengeftbichte, 
von Italic. Berlin. MoinuSschr. B. VIII. St. l. 
Hiermit vergl. tue lesenSwerthe Schrift: lieber die Lage 
des Menschen, besonders S. 54 - 57. Ich werde auf 
beide l» der Holge wieder rurück kssmen.
	        
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