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161. Die Tbcxt ÄßUBiUU Von Heinrich Scharrelmann.
1. Alle Kinder fürchten sich vor der Hexe Kaukau.
n der engstell und schmutzigsten Gasse wohnte sie
und noch dazu in dem winkligsten und häßlichsten
Hause. Die Straße war so eng, daß zwei Wagen
nicht darin aneinander vorbeifahren konnten, und
das Hexenhaus war das einzige, worin jemand
wohnte, denn die Nachbarhäuser waren hohe, rote
Packhäuser mit vielen unheimlichen Böden und sonderbar geformten
Kisten- und Sackhaufen.
Alle Kinder in der Gegend kannten die Hexenstraße und das
Hexenhaus. Manche gingen des Abends nicht gern daran vorbei,
einige sogar nicht einmal am hellen Mittage. Nur Martin und
seine Schwester Frida waren dreister. Einmal waren sie an dem
Hexenhause vorbeigegangen, als die Hexe Kaukau gerade vor der
Tür stand. Sie hatten ihre große, schwarze Hornbrille, ihren Krück¬
stock und ihre bunte, altmodische Kattunmütze deutlich gesehen und
ihren Spielgefährten nachher erzählt, daß die Hexe gelacht und
sie angelockt habe. Und ein Glück war es nur gewesen, daß Martin
mit seiner Schwester auf der andern Seite der Straße gewesen
war, sonst hätte die greuliche Hexe sie sicher gleich in Kaninchen
oder Eichhörnchen verwandelt. Ja, verwandeln konnte sie die Kinder
in Tiere, das war sicher.
2. Martin besucht die Hexe.
„Wißt ihr was?" sagte Martin eines Tages zu seinen Kame¬
raden, „wir wollen jetzt einmal die Hexe Kaukau besuchen."
„O nein, o nein!" riefen alle und liefen fort. Aber Martin sprach:
„Ich bin nicht bange, kommt nur mit!" Und dann steckte er seine
Hände in die Hosentaschen und ging pfeifend die Hexenstraße
hinunter. Alle blieben hinter ihm zurück und dachten: „Was ist
Martini für ein Wagehals!" Aber sie folgten ihm doch langsam
nach, um zu sehen, wie die Sache ablaufen würde.