Full text: [Vorstufe = Oktava, [Schülerband]] (Vorstufe = Oktava, [Schülerband])

die Herzen schlugen in andern, lebendigem Gefühlen. Alle Talente, 
die zur Zeit des Elendes Avie unsichtbar geworden waren, kamen aus 
ihrer Verborgenheit hervor, und jedes fand die rechte Stelle, an der 
es für die gemeine Sache aufs vorteilhafteste wirken konnte. 
War vorher beim herrschenden Ungeschick immer der kürzere 
Arm des Hebels in den Händen der Gewalthaber, dann kam jetzt die 
Uberwucht auf die rechte Seite, und mit der kleinsten Kraft wurde 
die stärkste Last überwältigt. Mit verständiger Klugheit hatte früher 
die Begierung, der im Tilsiter Frieden untersagt war, eine Heeres¬ 
macht über eine gewisse Zahl hinaus zu unterhalten, durch beständige 
Beurlaubung der in den Waffen schon Geübten es dahin gebracht, 
daß ein zahlreiches, in den Übungen gewandtes Heer unsichtbar und 
doch gegenwärtig, nur ihren Wink erwartete, um im Felde zu er¬ 
scheinen. Darum stand mit einem Male wie durch Zaubers Macht 
eine wohlgerüstete, kriegserfahrene Schar im Felde; als sei die alte 
Saat der Schlangenzähne noch einmal aufgegangen, so stiegen be¬ 
waffnete Krieger aus allen Furchen auf, die mit feuerschnaubendem 
Gespann am Pfluge die Zeit aufgeworfen; aber es war diesmal die 
heilbringende Schlange des guten Geistes, und darum rieben die 
Männer keineswegs einander, sondern allein ihre Feinde auf. Die 
Welt hat ihre Taten gesehen, und das dankbare Vaterland bietet ihnen 
die wohlverdienten Kränze. Sie haben das Wort Napoleons zuschanden 
gemacht, das er in Mainz vor den versammelten Fürsten des rheini¬ 
schen Bundes gesprochen : „Des Busses, ce sont des bons soldats, 
mais il y en a peu. Quant aux Prussiens, ils sont assez nombreux, 
mais ce sont de fort mauvais soldats. Ils ont un peu d'enthousiasme, 
mais cela ne tient pas devant la poudre des canons. On a soulevé les 
nations contre moi, mais je leur apprendrai leur vrai intérêt.“ 
Die Schlacht bei Lützen belehrte ihn eines Bessern, mehr noch 
die bei Bautzen. Nie hat dies finstere Gemüt gewußt, was Be¬ 
geisterung sei, und was die Idee vermag. Auf die eigensüchtigen 
Triebe und das Allerschlechteste, was im Menschen ist, hat er seinen 
Thron aufgebaut; dort weiß er gar wohl Bescheid und hat alle 
Bestien zahm gemacht, daß sie seinen Siegeswagen zogen. Aber von 
dem Augenblicke, wo ein besseres Leben in ihm erwacht und die 
edleren Triebe, die nach oben deuten, herrschend werden, begreift 
er nichts'mehr von allein; er findet sich im unbekannten Lande, 
ihm ohne Pfad und ungebahnt, und seine Vorhersagungen müssen 
zunichte werden. So hat er die Spanier als ein verdorbenes, von 
den Priestern entwürdigtes Volk verleumdet und ein wenig geahnt, 
wie sie ihm die Linke zu zerbrechen berufen seien, während die vom 
Norden ihm die Beeilte zerschmettern sollten. Darum mußten ihn 
die Schlachten an der Katzbach, bei Kulm und Dennewitz höchlioh 
Wacker, Lesebuch. A. VIII. Teil. 15
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.