67
schweren Halme zu Boden sinken! Der eine Schnitter wetzt
mit dem Wetzstein seine Sense; denn sie muß schars sein,
wenn sie viele Halme auf einen Hieb abschneiden soll.
Das Weizenfeld dahinten ist bald abgemäht. Es steht
nur noch eine kleine Ecke; darin hat sich das Häschen ver¬
borgen. Wann wird es herausspringen? Jetzt, — o seht,
wie es laufen kann! Den Mähern folgen fleißige Mägde,
die das Getreide aufnehmen, in Strohbänder legen und zu
Garben binden. Der ganze Acker liegt voll Garben.
Auf dem Felde daneben haben die Schnitter ihre Arbeit
schon beendet; der Erntewagen steht hochbeladen auf dem ab¬
gemähten Acker. Noch eine Garbe und noch eine Garbe
wird hinaufgegeben, — jetzt ist's genug. Der Knecht läßt
die Peitsche knallen, und nun ziehen die Pferde das schwere
Fuder keuchend auf der lockeren Erde hin, bis sie auf die feste
Straße kommen, wo es leichter geht. Bald schwankt der
Wagen durch das weite Tor in den Hof und in die geöffnete
Scheune. Da gibt es Arbeit für den Winter; denn wenn
der erste Schnee die Felder deckt, so geht es in den Scheunen
klipp klapp klipp! klipp klapp klipp! Die Drescher schlagen
mit schweren Flegeln die Körner aus den Ähren, und ganze
Säcke voll Korn und Weizen wandern auf den Getreideboden
und später nach der Mühle oder auf den Markt.
83. Die Kornähren.
Christoph von Schmid.
Ein Landmann ging mit seinem kleinen Sohne auf den
Acker hinaus, um zu sehen, ob das Korn bald reif sei. „Sieh,
Vater," sagte der unerfahrene Knabe, „wie aufrecht einige
Halme den Kopf tragen! Die müssen wohl recht vornehm
sein; die andern, die sich so tief vor ihnen bücken, sind gewiß
viel schlechter."
5*