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94. Mein Vaterland. Von Julius Sturm.
1. Dem Land, wo meine Wiege stand,
sst doch kein andres gleich;
es ist mein liebes Vaterland
ind heißt — das Deutsche Reich.
2. Wie lieblich sind hier Berg und Tal,
die Wälder, wie so schön,
wie lockend auch im Sonnenstrahl
die rebumkränzten Höhn!
3. An Städten rauscht vorbei der Strom,
rägt reicher Kaufherrn Gut,
und freundlich spiegelt Burg und Dom
ich in der blauen Flut.
4. Mein Kaiser aber thront als Held
in tapfrer Heldenschar
und führt in seinem Wappenfeld
den sieggewohnten Aar.
5. Drum, fragt man mich nach meinem Land,
prennt mir das Herz sogleich,
und stolz dem Frager zugewandt,
ruf' ich: „Das Deutsche Reich!“
95. Herzensgüte Kaiser Wilhelms des Großen.
Von Rarl Wacker.
aiser Wilhelm J. war gegen seine Umgebung stets sehr gütig
und wonlwollend. Das nat er oft in Seinem Leben. im Kriege
und im Frieden, bewiesen.
1I. Als im letzten glorreichen Kriege gegen die Franzosen nach
einer grohen Schlacht am 18. August 1870 alle Häuser mit Ver-—
vundeten überfüllt waren, Konnte man für König Wilhelm lange
Zeit kein Nachtquartier finden. Nach langem, vergeblichem Suchen
wurde für ihn ein einfaches Zimmer eingerichtet, in dem man die
notwendigsten Möbel, ein Feldbett, einen Tisch und einen Stuhl,
aufstellte. AIs nun der König am Abend, müde von der groben
Arbeit des Tages, sein Zimmer betrat und hörte, wie schwer es
gehalten, ihm dieses bescheidene Nachtlager herzustellen, fragte
er rasch: „Wo bleiben denn Moltke und Bismarck?“ „Bis jetzt
haben wir noch kein Unterkommen für sie,“ war die Antwort.
lLãchelnd sSprach der König: „So bitten Sie die beiden Herren.
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