Full text: [Schuljahr 2, [Schülerband]] (Schuljahr 2, [Schülerband])

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Und zur Seiten 
singt voll Freuden 
Mütterlein ein Wiegenlied; 
und ihr Singen 
und ihr Klingen 
durch den stillen Abend zieht. 
Vöglein reget 
und beweget 
leis im Schlaf die Flügelein, 
träumt von Fliegen 
in der Wiegen 
und von Duft und Sonnenschein. 
Georg Christian Dieffenbach. 
162. Das Kind und die Wölfe. 
Auf dem Riesengebirge war einmal eine arme Frau; die 
hatte ein kleines Kind und auch eine große Herde. Die Herde 
aber war nicht der Frau, sondern sie hütete sie nur. Da saß 
sie einmal mit ihrem Kinde an dem Walde und gab dem Kinde 
Brei aus dem Napfe, und die Kühe weideten unterdessen auf dem 
Grase. In dem Walde waren böse Wölfe; und da die Kühe von 
dem Grase in den Wald gingen, wo es kühl war und auch viel 
Gras wuchs, dachte die Frau, der Wolf könnte kommen und 
könnte die Kühe fressen. Sie stand auf, gab dem Kinde den 
Napf mit dem Brei und einen hölzernen Löffel dazu und sagte: 
„Da, Kindchen, nimm und iß; nimm aber den Löffel nicht zu 
voll.“ — Dann ging sie in den Wald und wollte die Kühe her— 
austreiben. 
Wie nun das Kind so allein da saß und aß, kam eine große, 
große Wölfin aus dem Walde herausgesprungen und gerade auf 
das Kind los, faßte es mit den Zähnen hinten an der Jacke und 
trug es in den Wald. Als die Mutter wieder kam, war kein 
Kind mehr da. Der Napf lag auf der Erde, aber der Löffel 
lag nicht dabei; denn den hatte das Kind in der Hand fest ge— 
halten. Wie die Mutter das sah, dachte sie gleich, das hat kein
	        
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