Full text: [Schuljahr 2, [Schülerband]] (Schuljahr 2, [Schülerband])

169 
1— 
Aber die Ente kam schnell geschwommen, fabte sie mit ihrem 
Schnabel beim Kopf und zog sie ins Wasser hinein; da mubte 
die alte Hexe ertrinken. Da gingen die Kinder zusammen 
nach Haus und waren herzlich froh; und wenn sie nicht ge— 
storben sind, leben sie noch. 
Brüder Grimm. 
164. Die Erdbeeren. 
Ein alter Soldat mit einem Stelzfuße kam in ein 
Dorf und wurde plötzlich krank. Er konnte nicht mehr 
weiter reisen, mußte in einer Scheuer auf Stroh liegen 
und es ging ihm sehr hart. Die kleine Agathe, die Tochter 
eines armen Korbmachers, hatte mit dem kranken Manne 
das herzlichste Mitleid. Sie besuchte ihn alle Tage und 
schenkte ihm jedesmal ein paar Pfennige. 
Eines Abends sprach aber der ehrliche Krieger 
sehr bekümmert: „Liebes Kind, wie ich heute vernahm, 
sind deine Eltern arm. Sag' mir doch redlich, woher 
nimmst du so viel Geld? Denn ich wollte lieber ver— 
hungern als nur einen Pfennig annehmen, den du mir 
nicht mit gutem Gewissen geben könntest.“ — „O,“ 
sagte Agathe, „seid außer Sorgen! Das Geld ist recht— 
mäßig erworben. Ich gehe in den nächsten Marktflecken 
zur Schule. Auf dem Wege dahin kommt man durch 
ein Wäldchen, wo es viele Erdbeeren gibt. Da pflücke 
ich nun jedesmal ein Körblein voll, verkaufe sie in dem 
Flecken und bekomme dafür allemal eine kleine Summe. 
Meine Eltern wissen das wohl; sie haben aber nichts 
dagegen. Sie sagen öfters: „Es gibt noch viel ärmere 
Leute, als wir sind, und da müssen wir ihnen so viel 
Gutes tun, als es unsre Lage nur immer erlaubt.“ 
Dem alten Krieger standen die hellen Tränen in 
den Augen und tröpfelten auf seinen Schnurrbart herab. 
„Gutes Kind,“ sprach er, „Gott wolle dich und deine 
Eltern für diese menschenfreundlichen Gesinnungen 
segnen!“ 
Christoph von Schmid.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.