Full text: [Schuljahr 4, [Schülerband]] (Schuljahr 4, [Schülerband])

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Auf einmal standen da mitten im Walde viele Menschen 
versammelt. „Die warten auf mich," sagte der Förster; „denn 
heute ist hier ein Holzverkanf anberaumt." — „Heda, guter Freund, 
was sucht Ihr?" rief er; „Ihr mustert ja meine Tannen von unten 
bis oben hinaus!" — „Ei," antwortete der ehrliche Schiffer, „ich 
suche einen Mastbaum für mein Schiff; aber schlank und gerade 
muß er sein!" — „Ihr sollt ihn haben!" entgegnet der Förster und 
wendet sich an einen neuen Ankömmling. „Ich bin Klavier- und 
Orgelbauer," sagt dieser, „und wünsche zu meinen Instrumenten 
Fichten- und Tannenholz, welches auf felsigem Boden gewachsen 
und daher recht fest ist." — „Gut, Euer Wunsch soll erfüllt werden!" 
versetzt der Förster. „Und Ihr, schwarzer Gesell," spricht er zum 
rußigen Köhler, „Ihr seid der wahre Holzwürger. Ist der große 
Vorrat schon wieder aufgeräumt?" — „So ist es; und auf meine 
Holzkohlen warten hundert Menschen, die ohne mich nichts ar¬ 
beiten können," antwortet der Kohlenbrenner. „Und was ist 
Euer Begehr?" fragt der Förster einen andern. „Ich bin der 
Spielwarenmacher, der für die kleinen Kinder die Zappelmänner, 
Holzsoldaten, Holzpferdchen, Schäfereien und andre hübsche 
Sachen fertigt; ich möchte mir hübsches, glattes Holz aussuchen," 
antwortet dieser; „seht Euch nur um, das werdet Ihr finden!" 
— Jetzt tritt der Rußbuttenmann vor: „Herr Förster, ich bin 
auch da! Kienrnß wird überall gebraucht!" — „Und Kienöl und 
Terpentinöl auch!" sagt der Kienölsieder. „Ich erbitte mir die un¬ 
reifen Tannenzapfen und die Wurzeln und Äste der Kiefern." — 
„Nurnicht die Fichtenäste etwa auch," wendet der Böttcher ein; „wo¬ 
von könnte ich sonst die großen Faßreifen machen?" 
Der Apotheker kommt und begehrt den Samen der Tannen, 
um ein Öl für die Kranken daraus zu pressen. Der Zinuner- 
mann will Bauholz; der Schneidemüller Klötze, um Pfosten, 
Bretter und Latten daraus zu schneiden. Der Gerber holt sich 
die Rinde zur Lohe, aus welcher er dann später die brennbaren 
Lohkuchen macht. Der Brunnenbauer verlangt Kiefernholz zu 
Röhren, der Dachdecker Tannenholz zu Dachschindeln, der Sieb¬ 
macher zu Siebrändern und der Schachtelmacher zu Schachteln. 
Der Tischler, Böttcher, Drechsler, der Holzhändler — alle schreien 
nach Holz, sodaß der geplagte Förster kaum weiß, wen er zuerst
	        
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