Vorwort.
Die vielseitigen Ziele und Aufgaben deutscher Bildung,
tute sie unsre Lehranstalten vermitteln, finden ihren Ausdruck im
Lesebuch. Es liefert Proben für die einzelnen Zweige des
Unterrichts, gibt die nächste Anleitung für das Fühlen und
Denken des Zöglings und bildet diejenige Handhabe, durch welche
auf Gesinnung und Charakter vorzugsweise eingewirkt werden
kann. Es steht im Mittelpunkt des Ganzen. Darum ist es wohl
begreiflich, daß jede Schulgattung sich das wichtige Hilfsmittel
nach ihren besondren Bedürfnissen einrichtet. Das ist geschehen
im breitesten Umfange von seiten der Volksschule, sowie der
Hähern Unterrichtsanstalten für Knaben; auch die Mädchen¬
mittelschule hat in andern Ländern trefflich für sich gesorgt.
Nur Bayern läßt hier noch immer auf sich warten, — als ob es
bei uns diese Kategorie von Bildungsanstalten gar nicht gäbe.
Und doch ist es Thatsache, daß innerhalb der Grenzen unsres
Landes so gut wie anderswo die Höhere Mädchenschule blüht
und sich immer weiter ausbaut. Sie hat bei ihrer zunehmenden
Bedeutung heute das Anrecht erworben, mit eignen, ihrem be¬
sondern Gepräge zusagenden Lehrbüchern ausgestattet zu werden;
ja, sie verlangt danach allmählich mit Dringlichkeit. Jtr Konferenzen
und Vereinsversammlungen ist die Frage mehrfach zun: Gegen¬
stände der Erörterung gemacht worden, und in gewissem Sinne
war es der Auftrag fachgeuössischer Kreise aus dem rechts- und
linksrheinischen Bayern, welchem das vorliegende Werk seine Ent¬
stehung verdankt. Dieselben habet: der Arbeit hier und da auch
ihren sachkundigen Rat gespendet und in Bezug auf Gestalt und
Anordnung der Stücke mancherlei Einfluß geübt. Namentlich ist
dem Herausgeber aus dem eignen Kollegium wertvolle Beihilfe
geleistet worden, — und zwar haben an der Abfassung der Sagen
nacheinander die wissenschaftlichen Lehrer an der Ludwigshafener
Schule die Herren Dr. H. Weber und H. Fischt teilge-