Object: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

K. 94. Vertikale Gliederung und Bewässerung. 325 
bis Digoing. In ihrem Quellgcbiet liegt zwischen malerischen Felsen. 
Len letzten Resten größtentheils von den Fluthen fortgeführter Basalt¬ 
ströme. die alte Stadt Puy. Der auf solche Weise vom Hochlande losge¬ 
rissene östliche Flügel, im Mittel 2000 Fuß hoch, ist durch ein Quer¬ 
thal in zwei Abschnitte, das Lyonnais im Süden und das Charol- 
lais im Norden zerlegt. An seinem westlichen Ausgangspunkt liegt St. 
Etienne. in dessen Umgebungen sich Frankreichs reichste Kohlenlager 
finden. Daher nicht bloß hier, sondern noch mehr im benachbarten 
Lyon die hohe Blüthe der Industrie (Seidenwebereien). Parallel mit 
der Loire verläuft der Allier, und der zwischen beiden Flußläufen ein¬ 
geschlossene Theil des Hochlandes heißt das Forrz (mittlere Höhe 3000', 
Pierre sur Haute 6117'). Das Thal des Allier ist breiter als das 
der Loire, aber sein Ausgang nach Moulins ist eng, so daß hier einst 
ein Binnensee bestand, bis der Fluß durch natürliche Tieferlegung seines 
Bettes ihn trocken legte. Diese Ebene, die Limagne genannt, ist jetzt 
höchst sorgsam angebaut und dicht bevölkert, ein wahres Gartenparadies. 
Ueberall erheben sich in der Umgegend von Clermont, ihrem Haupt¬ 
orte. kleine Vulkankegel aus der Ebene, ans der Spitze mit Burgruinen 
bedeckt; von den benachbarten Höhen haben sich meilenlange Lavaströme 
ins Thal ergossen und sind zum Theil durch die Gewalt strömender 
Gewässer zertrümmert, so daß nur einzelne blocksörmige, gewaltige Bruch¬ 
stücke von ihnen übrig geblieben sind. Eine solche Masse bildet der 
durch Cäsars Kämpfe so berühmt gewordenen Fels von Gergovia 
(1 Meile südlich von Clermont), auf dessen horizontaler Oberfläche der 
Hauptort der Arverner lag. Warme Quellen, die am Abhänge des 
Gebirges entspringen (Royat), sind die letzten Zeichen der altvulkanischen 
Thätigkeit. Im Westen des Loirethals tritt darauf als dritter Parallcl- 
zug das Hochland der Auvergne auf, eine etwa 5 Meilen breite, 
im Mittel 3500 Fuß hohe Hochebene, auf der sich zahlreiche einzelne, 
nirgends zu Ketten zusammentretende Vulkankegel erheben. Es sind drei 
von einander gesonderte Gnrppen. Im Norden die des Puy de Dome 
(4547'), der von etwa 20 andern Kegelbergen umgeben ist, in der Mitte 
die weniger reich entwickelte Gruppe des Mont Dor (6258'), der höchste 
Punkt des inneren Frankreichs, in dessen nach Westen hin zusammen¬ 
gestürzten, tiefen Krater sich aus dem Dor und der Dogne die Dor- 
dogne zusammensetzt; im Süden die reichere Gruppe des Cantal 
(5975'). Die Montagnes Margride setzen diese Gruppe mit dem 
Vivarais in Verbindung. Das Hochland der Auvergne, abgeholzt, und 
fast nur mit dichtem Heidekraut bedeckt, ist wesentlich nur ein Land der 
Viehzucht, welches seine Bevölkerung nicht zu ernähren vermag; daher 
zahlreiche Auswanderungen in die großen Städte Frankreichs, wo die 
Auvergnaten wegen ihrer guten Sitten, ihrer Treue und Arbeitsamkeit 
sehr geschätzt sind. Die Oeffnung der ebengcschilderten Landstriche nach 
Norden hm durch Loire und Allier ist von Wichtigkeit für die Geschichte 
derselben. Sie haben sich stets dem Norden angeschlossen, und weder 
die Engländer, welche eine Zeit lang den Westen beherrschten, noch die 
Beherrscher des Südens und Südostens, Gothen, Burgunder, später die
	        
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